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Cars - Auf der Suche nach Radiator Springs

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Filmstart „Cars 3: Evolution”: 28. September 2017

NASCAR-Rennwagen Lightning McQueen eroberte 2006 mit „Cars“ die Herzen vieler kleiner Kinobesucher, als er durch Zufall im beschaulichen Radiator Springs strandet und sich dort gezwungen sieht, seine Starallüren abzulegen. Auch im neuen Abenteuer „Cars 3: Evolution“ bekommt der Ort an der Route 66 wieder einen Auftritt, auch wenn ihm aufgrund neuer technischer Möglichkeiten ein visuelles Upgrade verpasst wurde.

Flo’s V8 Cafe, Radiator Springs © Disney

Doch gibt es Radiator Springs eigentlich wirklich? Auf der Landkarte sucht man ihn zwar vergeblich, doch gibt es viele Orte entlang der echten Route 66, die als Inspiration oder Vorlage für den Cars-Schauplatz dienten:

Die grundlegende Geschichte des Ortes, der mit Bau der Interstate quasi über Nacht vom Verkehr abgeschnitten wurde, basiert laut Filmemacher John Lasseter im Wesentlichen auf dem Schicksal des kleinen Ortes Seligman in Arizona, der sich heute als „Geburtsstätte der historischen Route 66“ vermarktet, um Durchreisende in die Motels, Restaurants und Tankstelle zu locken. Man kann hier also durchaus etwas Radiator-Springs-Luft schnuppern.

Seligman, Arizona

Seligman, Arizona

Einige Gebäude, die dem fiktiven Radiator Springs seinen Charme verleihen, haben ebenfalls reale Architektur-Vorlagen: Der Look des Cozy Cone Motels ist beispielsweise den beiden Wigwam Motels in Holbrook, Arizona, und Rialto, Kalifornien, nachempfunden. Ramone‘s House of Body Art basiert wiederum auf dem 1936 erbauten U-Drop Inn in Shamrock, Texas. Lizzie’s Curio Shop mit den unterschiedlichsten Route-66-Souvenirs ähnelt stark dem Hackberry General Store in Hackberry, Arizona, und die Inspiration für Flo’s V8 Cafe lieferte das „Midpoint Café“ in Adrian, Texas.

Ramone‘s House of Body Art, Radiator Springs © Disney

Und sogar der Bergfelsen der über Radiator Springs thront, erfreut sich eines echten Vorbildes, nämlich dem Tucumari Mountain in Tucumari, New Mexico. Statt des RS für Radiator Springs prangt dort natürlich ein T. In der gleichen Stadt kann man am opulenten Schild des Blue Swallow Motels erkennen, woher man den Slogan „100% Refrigerated Air“ für das Automotel Cozy Cone entliehen hat.

Radiator Springs © Disney

Blue Swallow Motel, Tucumari, New Mexico

Wer Radiator Springs lieber konzentriert (und perfekt inszeniert) an einem Ort erleben möchte, für den gibt es das Cars Land im Disney California Adventure Park in Anaheim, Kalifornien. Dort kann man durch die Straßen von Radiator Springs spazieren, in Flo’s V8 Cafe tanken und speisen oder bei den Radiator Springs Racers selbst in den berühmten Cars durch die Gegend sausen.

Radiator Springs Racers, Disney California Adventure Park, Anaheim, Kalifornien

Stellt sich nach „Cars 3“ nur noch die Frage: Wo ist eigentlich Thomasville? Und wann baut NASCAR die im Film zu sehende futuristische Rennstrecke am Daytona Beach nach?

 

Linktipp: Disney California Adventure Park

DVD & Blu-ray: „Cars & Cars 2” bei Amazon bestellen

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Vancouver Island - Von Wölfen, Walen & Superhelden

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Wie bei einem Stopptanz bleibe ich augenblicklich stehen, reiße die Augen auf, mache sie für eine Sekunde zu, dann schnell wieder auf. Der Wolf ist immer noch da, keine hundert Meter entfernt, den Blick fest auf mich gerichtet. Nachdem ich gerade eben aus dem Auto gestiegen bin, ist es meine erste Begegnung mit einem Einheimischen auf Vancouver Island. Wer hätte gedacht, dass dies ein Wolf sein wird? Neben der Faszination birgt dies für mich auch eine gewisse Komik in sich, bin ich doch auf Vancouver Island, um mich auf filmische Spuren zu begeben, unter anderem der Twilight Saga, bekanntlich mit einem Wolf in einer der Hauptrollen.

Wolf am Ucluth Beach, Wya Point Resort, Vancouver Island © Andrea David

Die Bären immerhin sind noch im Winterschlaf als ich im März nach Vancouver Island komme. Doch das Wort Winter benutzt man auf Vancouver Island eher selten, stattdessen hat man der kalten Jahreszeit den Namen „Storm Watching“ verpasst. Und mit Blick auf die tosenden Wellen muss ich zugeben, dass man kaum einen besseren dafür hätte finden können. In meiner ersten Bleibe, einer wunderschönen Hütte im Wya Point Resort, kann ich mich nach meiner Wolfsbegegnung kaum daran sattsehen. Und nachdem ich mir sicher bin, dass mein Freund „Jake“ weitergezogen ist, geht es runter an den Ucluth Beach, der direkt vor meiner Hütte liegt. Nur einen Strand weiter, am Wya Point Beach, wo sich heute die Jurten des Resorts befinden und früher die First Nations siedelten, wurde für die Twilight-Filme „New Moon“ - Wolf Jacob rettet Bella nach ihrem Sprung von der Klippe aus dem Wasser - sowie später auch „Eclipse“ und „Breaking Dawn“ gedreht.

„Jake” zieht weiter, Ucluth Beach, Wya Point Resort, Vancouver Island © Andrea David

Wya Point Resort, Vancouver Island © Andrea David

Storm Watching auf Vancouver Island © Andrea David

„Twilight”-Drehort Wya Point Beach, Vancouver Island © Andrea David

Mit der richtigen Twilight-Einstimmung nehme ich mir am nächsten Tag den Long Beach in der Nähe von Tofino vor, der ebenfalls zu den „New Moon“-Drehorten gehört. Jacob erklärt Bella hier, dass die Wölfe nur Vampire töten, keine Menschen… Den Schauplatz kann man sehr gut am Incinerator Rock im Hintergrund wiedererkennen. Seinen eigenartigen Namen bekam der Fels übrigens daher, da das Militär darauf früher seinen Müll verbrannte. Zuletzt ritten im Kino auch Caesar & Co. in „Planet der Affen 3: Survival” am Long Beach entlang. Wie bereits in Twilight verkörperte der weitläufige Strand darin einen Schauplatz an der Küste von Washington State. Genau wie im benachbarten US-Bundesstaat soll es hier im Sommer den berüchtigten Morgennebel geben, der den Ort noch mystischer wirken lässt. Ich freue mich hingegen über ein faszinierendes Sonne-Wolken-Schauspiel.

„Twilight”-Drehort, Long Beach, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Long Beach, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

„Twilight”-Drehort, Long Beach mit Incinerator Rock, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Long Beach mit Incinerator Rock, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Eine kleine Wanderung (1,5 km) auf dem South Beach Trail, der direkt am Kwisits Visitor Centre startet, bringt mich zu einer weiteren Twilight-Location aus „Eclipse“. Im Film taucht hier eine neue Armee von Vampiren auf, gegen die die Cullens und die Wölfe schließlich gemeinsam in den Kampf ziehen. Die Kieselsteine hier am Strand werden vom Meer immer wieder aneinander gewaschen, was den rauschenden Wellen einen zusätzlichen Sound verleiht. Hungrig von der frischen salzigen Meeresluft lande ich abends im Seafood Restaurant „The Offshore“ in Ucluelet. Das Städtchen, dessen indianischer Name „sicherer Hafen“ bedeutet, schlüpft in der neuesten Superman-Verfilmung „Man of Steel“ in die Rolle eines Ortes in Alaska.

Kwisits Visitor Centre, South Beach Trail, Vancouver Island © Andrea David

South Beach Trail, Vancouver Island © Andrea David

„Twilight”-Drehort, South Beach, Vancouver Island © Andrea David

Ucluelet, Vancouver Island © Andrea David

„Man of Steel”-Drehort in Ucluelet, Vancouver Island © Andrea David

Nach zwei Nächten im Wya Point Resort, wo ich die magische Begegnung mit dem Wolf hatte, ziehe ich weiter ins nicht weniger traumhaft gelegene Wickaninnish Inn in Tofino. Sowohl von meinem Zimmer - inklusive der Badewanne! - als auch vom Restaurant „The Pointe“ aus habe ich eine großartige Sicht auf den stürmischen Pazifik. Einen besseren Ort für das meditative Stormwatching kann ich mir nicht vorstellen. Das Eco-Hotel hat das Motto „Rustic elegance on nature’s edge“. So verzichtet man hier auf Schnickschnack wie einen Pool oder weiße Tischtücher, stattdessen will man die Gäste mit Regenjacken und Ferngläsern in allen Zimmern zur Naturerkundung entlang des Chesterman Beach ermuntern.

Badewanne mit Ausblick, Wickaninnish Inn, Vancouver Island © Andrea David

Storm Watching, Vancouver Island © Andrea David

Justin Trudeau hat hier übrigens schon gespeist und Neil Patrick Harris („How I met your mother“) hat sich den Rücken durchkneten lassen. Überhaupt erholen sich viele Schauspieler gerne in Tofino von den Dreharbeiten in der Filmstadt Vancouver. Was ich an diesem Hotel besonders spannend finde: Es ist sowohl Schauplatz als auch Entstehungsort des Science-Fiction-Thrillers „Der Schwarm“ von Frank Schätzing und hoffentlich, wenn sich jemand der meiner Meinung nach längst überfälligen Verfilmung annimmt, bald auch als Originaldrehort auf der großen Leinwand zu sehen. In der Geschichte, die Schätzing während seines Aufenthalts im Wickaninnish Inn schrieb, trifft Walspezialist Leon Anawak an diesem Hotel zum ersten Mal auf Samantha Crowe, der Leiterin von SETI…

Wickaninnish Inn, Vancouver Island © Andrea David

Apropos „Der Schwarm“: Anawak arbeitet darin in Jamie’s Whaling Station, die es ebenfalls wirklich in Tofino gibt. Passenderweise findet in Tofino gerade das Pacific Rim Whale Festival statt und für mich ist klar, hier nicht abzureisen, ehe ich nicht einen Wal gesehen habe. So starte ich im strömenden Regen zu einer Whale Watching Tour, die im Buch ja äußerst tragisch endet. In Realität gilt in Kanada allerdings, dass sich die Boote den Walen nur bis 100 Meter Abstand nähern dürfen, was das fiktive Szenario bei meinem Ausflug Gott sei Dank noch unwahrscheinlicher macht. Bei den Walen habe ich heute allerdings weit weniger Glück als bei meiner Wolfssichtung. Immerhin ist in der Ferne ein Grauwal ist zu sehen, der ein paar Mal zum Luftholen nach oben kommt. Bei dem Regenwetter gönne ich mir danach einen Whale Cookie und einen Cream Cheese Brownie im gemütlichen Common Loaf Bake Shop.

Jamie’s Whaling Station, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Jamie’s Whaling Station, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Whale Watching, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Common Loaf Bake Shop, Tofino, Vancouver Island © Andrea David

Neben Tofino und Umgebung ist Victoria am südlichen Ende der Insel der zweite begehrte Drehort auf Vancouver Island. In der Vergangenheit war die Stadt häufig als Stand-In für San Francisco oder auch US-Städte im Mittleren Westen zu sehen. Hollywood schätzt hier die Vielseitigkeit der Kulissen sowie die Unterstützung für Filmproduktionen, zumal Victoria in der gleichen Zeitzone liegt. Eine der beliebtesten Filmlocations ist Hatley Castle, 20 Minuten außerhalb der Stadt. Schon die Familie Dunsmuir, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts wohnte, hatte Drähte zur Filmindustrie. Heute gehört das Anwesen zur Royal Roads University als Verwaltungsgebäude. Doch die zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten durch Hochzeiten und Filmproduktionen nutzt man hier natürlich gerne.

Victoria, Vancouver Island © Andrea David

150 Jahre British Columbia, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Eine der größten Produktionen, die dem Gebäude treu bleibt, ist die X-Men-Reihe, in der Hatley Castle regelmäßig die Rolle von Professor Xaviers „Schule für begabte junge Menschen“ übernimmt. Viele Räumlichkeiten im Erdgeschoss, wie der Salon, der Speisesaal und das Billardzimmer, wurden für den Dreh umdekoriert. Stars im Superhelden-Kostüm, wie Halle Berry als Storm oder Hugh Jackman als Wolverine, gehören hier also sozusagen zu den Stammgästen. Und auch „Deadpool“ (Ryan Reynolds) schaut hier an Xaviers Schule vorbei, um sich Unterstützung zu holen. Hier hätte ich auch gerne studiert!

Hatley Castle, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Hatley Castle, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Von außen war das Hatley Castle beispielsweise schon als Villa von Erzfeind Lex Luthor in der Superman-Serie „Smallville“ oder als St. Georges Militärakademie in „The Killing“ zu sehen. Zur langen Filmliste gehören außerdem „MacGyver“, „Arrow” und Disneys “Descendants - Die Nachkommen”. Uferlos hier alle aufzuzählen, doch ich werde mir das Schloss sehr gut einprägen. Sicher taucht es auch künftig mal wieder auf Bildschirm oder Leinwand auf.

„Descendants”-Drehort, Hatley Castle, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

In Downtown Victoria wimmelt es ebenso von Filmschauplätzen, auch wenn diese wie schon erwähnt oft in andere Städterollen schlüpfen. Zu meinen Favoriten gehören der Bastion Square, auf dem sich am Ende von Mystery-Schocker „Final Destination“ die Freunde Alex (Devon Sawa), Clear (Ali Larter) und Carter (Kerr Smith) in Paris in Sicherheit wähnen, dann jedoch schlagartig eines Besseren belehrt werden. Ein Must-See in Victoria ist die Fan Tan Alley, Kanadas schmalster Straße und Drehort in „Ein Vogel auf dem Drahtseil“. Darin flüchten Mel Gibson und Goldie Hawn halsbrecherisch auf dem Motorrad durch das enge Gässchen. Besonders hübsch sind auch der Fisherman’s Wharf und der Market Square.

„Final Destination” Drehort, Bastion Square, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Fan Tan Alley, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

„Ein Vogel auf dem Drahtseil”-Drehort, Fan Tan Alley, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Fisherman’s Wharf, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

Hier endet leider mein erster Besuch auf Vancouver Island und mit dem Schiff geht es wieder zurück in die Filmstadt Vancouver. Ich hoffe auf ein Wiedersehen mit der Insel, in Realität und bis dahin natürlich das ein oder andere Mal im Kino.

BC Ferries, Vancouver Island © Andrea David

 

Linktipps:
Pacific Rim Whale Festival
Jamie’s Whaling Station

Hoteltipps:
Wya Point Resort Ucluelet
Wickaninnish Inn Tofino
Boutique-Hotel Rialto Victoria

Anreise:
Mit BC Ferries z.B. ab Fährhafen Vancouver „Tsawassen“ nach Victoria „Swartz Bay“, Fahrzeit 1,5 h, oder Nanaimo „Duke Point“, Fahrzeit 2 h. Tipp: Durch eine Reservierung können lange Wartezeiten vermieden werden.

Filme:
Twilight-Saga
Planet der Affen: Survival
Man of Steel
X-Men 2
Deadpool
Final Destination
Ein Vogel auf dem Drahtseil

Hörbuch:
Der Schwarm

Verwandte Artikel im Reiseblog:
Vancouver für Filmfans
Auf den Spuren von „Rambo” in Hope

Offenlegung: Meine Recherchereise nach Vancouver Island wurde unterstützt von Destination British Columbia.

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Auf den Spuren von „The Walking Dead“ in Georgia

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Hätte mir vor drei Jahren jemand orakelt, dass ich mir mal sieben Staffeln einer Zombie-Serie ansehen würde, wäre ich mir sicher gewesen, dass da eine Verwechslung vorliegen muss. Als jemand der sich beim vergleichsweise harmlosen „Blair Witch Project“ durchs Kino zitterte und selbst bei „Toy Story 3“ ein paar Tränchen vergoss, gehöre ich nicht unbedingt zur harten Zielgruppe einer mehr als hundert Folgen angelegten Story über eine entsetzliche Zombie-Apokalypse. Aufgrund vieler Empfehlungen und meiner selbst auferlegten „3-Folgen-Regel“ - ich schaue immer mindestens drei Folgen, um mir ein Bild von einer Serie zu machen - hat es mich bei „The Walking Dead“ aber hoffnungslos gepackt. So sehr, dass ich schließlich sogar an den Drehorten in Georgia gelandet bin:

Atlanta, Georgia © Andrea David

Meine erste Drehortsuche startet in Atlanta, der Stadt, in der Hilfssheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln, ja genau der aus „Tatsächlich… Liebe“!) in den ersten Folgen im Krankenhaus aufwacht und sich in einer völlig veränderten Welt wiederfindet. Hier beginnt sein langer Kampf gegen die Zombies, die in der Serie allerdings „Beißer“ genannt werden, sowie gegen Menschen, die in ihrem eigenen Überlebenskampf selbst zur Bedrohung für andere werden. Alle, die die Serie ebenfalls schauen, wissen, dass es in „The Walking Dead“ eben nicht um pausenloses Zombiegemetzel geht, sondern darum, welche schwer lösbaren zwischenmenschlichen Probleme und Herausforderungen diese Apokalypse zusätzlich mit sich bringt.

Für einen guten Überblick über die „The Walking Dead“-Drehorte in Atlanta empfehle ich die „Big Zombie Tour“ von Atlanta Movie Tours. Mein Tourguide Charlie ist selbst immer wieder als Komparse bei Filmdrehs dabei. In „The Walking Dead“ sammelte er Erfahrungen als Zombie und kann daher viel über lange Stunden bei der Maskenbildnerin oder den richtigen „Zombie-Gang“ berichten. Auf den Bildschirmen im Bus werden einzelne Szenen gezeigt, bevor Charlie der Gruppe die jeweiligen Schauplätze live zeigt.

Big Zombie Tour 1, Atlanta, Georgia © Andrea David

Auf unserer Route liegen unter anderem das Krankenhaus, die Polizeistation, das Goat Farm Arts Center (in „Die Tribute von Panem“ als Kohlebergwerk zu sehen), die Jackson Street Bridge mit Blick auf den Freedom Parkway und natürlich das unheilvolle Terminus, bei dem es sich in Wahrheit um verlassene Fabrikgebäude an der Bahnlinie handelt. Im benachbarten Wohnviertel entstanden übrigens einige Szenen für die Netflix-Serie „Stranger Things“.

„Ricks Krankenhaus”, Atlanta, Georgia © Andrea David

Goat Farm Arts Center, Atlanta, Georgia © Andrea David

„Terminus”, Atlanta, Georgia © Andrea David

Ganz in der Nähe des Start- und Endpunkts der Bustour, wo die Nelson Street eigentlich direkt über die Bahngleise führt, befindet sich eine gesperrte Brücke. Über diese sieht man Rick in der allerersten Folge in die Stadt reiten. Im Hintergrund ist das Gebäude zu sehen, auf dem Rick & Co. Daryls aufsässigen Bruder Merle gefesselt auf dem Dach zurücklassen. Der Eingang auf der anderen Seite des Gebäudes wird häufig für Dreharbeiten genutzt, aktuell als Kulisse für eine Polizeistation. Auf den Bahngleisen unter der Brücke drehte man unter anderem auch für „Fast & Furious 7“ sowie „Triple 9“.

Nelson Bridge, Atlanta, Georgia © Andrea David

Nelson Bridge, Atlanta, Georgia © Andrea David

Weitere Drehorte in Downtown Atlanta besuche ich anschließend auf eigene Faust. Besonders im Bereich Fairlie, Walton und Forsyth Street entstanden viele Szenen der ersten Episoden. Zum Beispiel als Rick mit dem Pferd durch die Straßen reitet, sich dann jedoch aufgrund einer Horde Beißer in einen Panzer rettet. Auch die schmale Gasse, in der er zum ersten Mal auf seinen langen Weggefährten Glenn trifft, befindet sich hier. Zwei Polizisten beäugen mich etwas misstrauisch, da sie befürchten, ich könnte die gerade für den neuen Marvel-Film „Infinity Wars“ aufgebauten Kulissenwände abfotografieren. Als ich ihnen aber meine „Walking Dead“-Bilder zeige, zaubert sich im Nu ein Lächeln auf ihr Gesicht und aus der Polizeikontrolle entwickelt sich schnell ein Fachgespräch unter Serienjunkies…

Downtown Atlanta, Georgia © Andrea David

Forsyth Street, Atlanta, Georgia © Andrea David

Fairlie Street, Atlanta, Georgia © Andrea David

„The Walking Dead”-Drehort, Atlanta, Georgia © Andrea David

Fairlie Street, Atlanta, Georgia © Andrea David

Von Atlanta aus reise ich weiter ins eine Stunde entfernte Städtchen Senoia, das - vor allem in der Main Street - zuerst in die die Rolle von Woodbury schlüpfte, in den neueren Folgen jedoch auch Alexandria verkörpert. Das „Alexandria“-Filmset, umringt von Wellblech, wie es auch in “The Walking Dead” aussieht, ist leider nicht für Besucher zugänglich, aber aus der Ferne erkennt man einige zerstörte Häuser und die Kirche, in der Serien-Pater Gabriel das Amt übernimmt. An den Eingängen sind Wachmänner postiert, die Unbefugte festnehmen, man sollte sich also auf jeden Fall an die Hinweise auf den Schildern halten.

„Woodbury”, Senoia, Georgia © Andrea David

Senoia, Georgia © Andrea David

„Alexandria”, Senoia, Georgia © Andrea David

„Alexandria”, Senoia, Georgia © Andrea David

„Alexandria”, Senoia, Georgia © Andrea David

Bei meiner Ankunft in Senoia stöbere ich zur Einstimmung in den Souvenirs des Woodbury Shoppe. Fans sollten unbedingt auch in den Keller schauen: Dort befindet sich ein kleines Walking Dead Museum, in dem einige Requisiten wie Daryls Motorrad, Pennys Käfig, die „Zombietür” des Krankenhauses sowie die Einrichtung der Gefängniszellen ausgestellt sind.

Woodbury Shoppe, Senoia, Georgia © Andrea David

Woodbury Shoppe, Senoia, Georgia © Andrea David

Walking Dead Museum, Senoia, Georgia © Andrea David

Walking Dead Museum, Senoia, Georgia © Andrea David

Gleich daneben befindet sich das Walking Dead Café, von wo aus ich zur „Big Zombie Tour 2” starte. Bei der Tour werden vor allem die rund um Senoia liegenden Ortschaften mit dem Bus erkundet, darunter Drehorte wie die Scheune, in der Rick sich mit dem Governor trifft, eine verlassene Wasserturm-Fabrik in Newnan, die Michonne in der Serie als „Zombie-Arena“ des Governors entlarvt, die Apotheke, in der sich Glenn und Maggie auf Medikamentensuche begeben, oder das Städtchen Grantville, wo sich Morgans Apartment und die aus Serie und Vorspann bekannte „Away with you“-Mauer befinden.

Big Zombie Tour 2, Senoia, Georgia © Andrea David

„Zombie-Arena”, Newnan, Georgia © Andrea David

Grantville, Georgia © Andrea David

„Morgans Haus”, Grantville, Georgia © Andrea David

„Morgans Apartment”, Grantville, Georgia © Andrea David

„Away with you” Mauer, Grantville, Georgia © Andrea David

Besonders toll finde ich: Die Tour wird von einem “echten Savior” begleitet! Skylar Felton ist Schauspieler und Rapper. In Staffel 7 sieht man ihn an der Seite von Oberfiesling Negan. Nicht nur in „The Walking Dead“ auch in anderen Produktionen bucht man ihn aufgrund seiner Statur gerne als „Bad Guy“. In Wahrheit ist er ein unheimlich großer (über 2 Meter) und unheimlich netter Kerl.

„Savior” Skylar Felton,Newnan, Georgia © Andrea David

Zurück in Senoia besuche ich das „Nic & Norman’s“. Das Restaurant ist bei den „The Walking Dead“-Fans besonders beliebt, denn mit Glück kann man hier an den Drehtagen Leute vom Filmteam treffen, insbesondere natürlich Daryl-Darsteller Norman Reedus und Special-Effects-Experte Greg Nicotero, denen das Restaurant gehört. Leider treffe ich hier keinen der Schauspieler, doch draußen am Walking Dead Café glaube ich kurz Michael Cudlitz, der in der Serie den rothaarigen Army-Typen Abraham Ford spielt, zu sehen. Wie sich herausstellt ist es „German Abraham“ Chris Twellmann, der hier als Lookalike von Cudlitz sehr gefragt ist. Chris, der zuletzt in Hannover lebte, erzählt mir wie „The Walking Dead“ und seine Karriere als Cosplayer schließlich sein ganzes Leben umkrempelte. An eine Rückkehr nach Deutschland denkt er derzeit nicht.

Nic & Norman’s, Senoia, Georgia © Andrea David

„German Abraham” Chris Twellmann, Senoia, Georgia © Andrea David

Bei der Walking Tour, die ich am nächsten Tag durch Senoia unternehme, führt ein „Rick“-Doppelgänger die kleine Gruppe zu weiteren Drehorten in Senoia. Dazu gehört zum Beispiel das „Pudding-Haus”, auf dessen Dach Carl in der Serie eine 5-Kilo-Dose Schokopudding verzehrt. „Rick“ hat viele Szenenfotos der vergangenen Staffeln dabei, so dass man sich gut vorstellen kann, welche Ecken hier zum Einsatz kamen, auch wenn man „The Walking Dead“ länger nicht geschaut hat.

„Pudding-Haus”, Senoia, Georgia © Andrea David

Walking Tour mit „Rick”, Senoia, Georgia © Andrea David

Bevor ich Senoia wieder verlasse, fahre ich zum Abschied durch die Crook Road, auf der etliche Straßenszenen gedreht wurden. Ohne laufende Dreharbeiten fällt sie nicht weiter auf, doch ein kleines gelbes Schild mit der Aufschrift „Do not mow“ (deutsch: Nicht mähen!) am Straßenrand verrät, dass hier wohl demnächst wieder die Beißer los sind oder sich Ricks Gruppe mit anderen Hindernissen konfrontiert sieht. Ganz in der Nähe befinden sich die Raleigh Studios, die mit den Machern der Serie unter Vertrag stehen. Es mag seltsam klingen, doch es ist wahr: „The Walking Dead“ hat der Region um Senoia einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert, durch die Produktion selbst sowie den Touristen, die aufgrund der Serie hierherkommen. Da noch viele weitere Staffeln geplant sind, ist ein Ende nicht in Sicht.

Crook Road, Senoia, Georgia © Andrea David

Nach einem Stopp im „Grüne Tomaten“-Drehort Juliette geht es für mich schließlich weiter an die Küste Georgias nach Jekyll Island. Am surreal schönen Driftwood Beach entstanden die Szenen, in denen Tara an Land gespült wird und auf eine neue Gruppe Überlebender trifft: den Oceans. In „Oceanside“ lässt es sich herrlich stundenlang zwischen skurril geformtem Treibholz am Strand entlang spazieren. Sicher nicht der schlechteste Ort, um im Falle einer echten Apokalypse, die Hoffnung auf ein Überleben aufrecht zu erhalten…

„Oceanside”, Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia © Andrea David

Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia © Andrea David

„Oceanside”, Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia © Andrea David

Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia © Andrea David

 

 

Tourtipps:
Atlanta Movie Tours
Georgia Tour Company

Bitte beachten!
In Senoia bekommen derzeit nur Anwohner Zugang zum „Alexandria“-Set. Der Kreidebruch, der zu Beginn der Serie zu sehen ist, befindet sich bei Atlanta, wurde jedoch mittlerweile komplett mit Wasser gefüllt und ist nicht mehr zugänglich. „Hershels Farm“ befindet sich auf privatem Gelände, dort sind keine Touristen willkommen. Weitere Schauplätze wie das Gefängnis, Hilltop oder Negans Anlage wurden auf dem Gelände der Raleigh Studios errichtet, welches nicht betreten werden darf. Unter den Drehorten befinden sich auch einige Lost Places, die nur im Rahmen einer Tour besucht werden dürfen.

Linktipps:
Goat Farm Arts Center
Woodbury Shoppe
Nic & Norman’s
Georgia Film Selfie Spot Tour

DVD & Blu-ray: „The Walking Dead” Staffel 7

 

Offenlegung: Meine Recherchereise zu den „The Walking Dead”-Drehorten wurde teilweise von Explore Georgia unterstützt.

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Blade Runner

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Filmstart „Blade Runner 2049”: 5. Oktober 2017

30 Jahre nach den Ereignissen des ersten Films fördert ein neuer Blade Runner, der LAPD Polizeibeamte K (Ryan Gosling), ein lange unter Verschluss gehaltenes Geheimnis zu Tage, welches das Potential hat, die noch vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen ins Chaos zu stürzen. Die Entdeckungen von K führen ihn auf die Suche nach Rick Deckard (Harrison Ford), einem seit 30 Jahren verschwundenen, ehemaligen LAPD Blade Runner.

Die Kulissen für Los Angeles und Las Vegas in einer dystopischen Zukunft bot für „Blade Runner 2049“ hauptsächlich die Stadt Budapest bzw. die dortigen Origo Filmstudios sowie die Korda Studios in Etyek, wo auch schon „Der Marsianer“ entstand. Die Innenaufnahmen für ein verlassenes Casino in Las Vegas entstanden im alten Börsenpalast am Freiheitsplatz in Budapest. Einige Luftaufnahmen entstanden zudem in Island und Spanien.

© 2017 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

© 2017 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Im Vergleich zum neuen Film gab es im originalen “Blade Runner”-Film (1982) weitaus mehr Drehorte außerhalb der Studios. Zu den markantesten Schauplätzen zählen wohl das Bradbury Building, am 304 South Broadway, Los Angeles, und das von Frank Lloyd Wright entworfene Ennis-Brown House, unterhalb des Griffin Parks:

Das 1893 erbaute Bradbury Building ist eines der ältesten Bürogebäude von Los Angeles. Im Film befindet sich hier die Wohnung des Genetik-Designers J. F. Sebastian (William Sandersen), der die Replikantin Pris (Daryl Hannah) bei sich aufnimmt und später von Replikant Roy (Rutger Hauer) getötet wird. Gedreht wurde am Eingang, im Innenhof, in den Gängen und auf den Treppen. Touristen dürfen die Eingangshalle und die Treppen im ersten Stock besichtigen, nicht jedoch die Obergeschosse und die beiden offenen, schmiedeeisernen Aufzüge. Ein Wachmann in der Lobby achtet auf die Einhaltung dieser Verhaltensregeln.

Bradbury Building, Los Angeles © Herbert Schabel

Ein Hingucker des Bradbury Building ist auch die durchsichtige Decke aus Glas-Block-Paneelen, die sich Ridley Scott in „Blade Runner“ zunutze machte, indem er Scheinwerferstrahlen von außen durch das düstere Atrium und die Treppenaufgänge wandern ließ. Das markante Gebäudeinnere wurde auch als Drehort für zahlreiche weitere Filme verwendet, etwa für Roman Polanskis „Chinatown“ (1974), „Wolf – das Tier im Manne“ (1994, mit Michelle Pfeiffer und Jack Nicholson), „Enthüllung“ (1994, mit Demi Moore und Michael Douglas), „(500) Days of Summer“ (2009, mit Zooey Deschanel) oder zuletzt für „The Artist“, der 2012 den Oscar für den „Besten Film“ gewonnen hat.

Bradbury Building, Los Angeles

Am Ende von „Blade Runner“ liefern sich Blade Runner Rick Deckard und Replikant Roy einen dramatischen Zweikampf auf dem Dach des Bradbury Buildings, der allerdings wiederum in den Filmstudios in Burbank gedreht wurde.

Das Ennis-Brown House in der 2607 Glendower Avenue, im Film als futuristisches Zuhause von Deckard zu sehen, wurde 1924 nach Vorbild eines Maya-Tempels erbaut und kann ebenfalls auf weitere Rollen zurückblicken: beispielsweise in „Das Haus auf dem Geisterhügel“ (1958) oder „Black Rain“ und „Karate Kid 3“ (beide 1989).

 

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Verwandter Artikel: Los Angeles - Einzigartige Filmmetropole

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Fack ju Göhte 3

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Filmstart: 26. Oktober 2017

Nach „Fack ju Göhte“ und „Fack ju Göhte 2“ herrscht an der Goethe-Gesamtschule der totale Prüfungsstress! Abi für Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und die anderen Monsterschüler – Zeki Müller (Elyas M’Barek) steht vor einer echten Mammutaufgabe. Noch dazu muss er selbst vor die Prüfungskommission. Der taffe Lehrkörper-Neuzugang Biggi Elsberger (Sandra Hüller) zweifelt an der Kompetenz des Anti-Pädagogen und zieht Schulleiterin Gudrun Gerster (Katja Riemann) auf ihre Seite.

Während die Schüler aus dem ersten und zweiten Teil für „Fack ju Göhte 3“ alle wieder zur Verfügung standen, bereitete die Schule selbst den Filmemachern Probleme. „Wir wollten erneut im Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching drehen, doch das wurde gerade renoviert“, sagt Produzentin Lena Schömann. „Erst wollten wir die vielen Gerüste in unsere Geschichte einbauen, weil die Goethe-Gesamtschule eh marode ist, aber dann wollten wir lieber nahtlos an die gewohnte Schule anschließen.“

© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Reiner Bajo

Lise-Meitner-Gymnasium, Unterhaching © Andrea David

So entstand die neue Schule als Bausatz aus mehreren Drehorten: Das Hauptmotiv ist das Schulzentrum an der Quiddestraße im Münchner Stadtteil Perlach-Nord. Produktionsdesignerin Eva Maria Stiebler und ihr Team versahen die Fassade mit etlichen Graffiti und strichen im Inneren fast 80 Säulen im bekannten Blau. Hier wurde vor allem in den Oster- und Pfingstferien gedreht, um den regulären Unterricht nicht zu stören.

© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Reiner Bajo

Schulzentrum an der Quiddestraße, München-Perlach © Andrea David

© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Matthias Neidhardt

Die große Turnhalle der Goethe-Gesamtschule gehört in Wahrheit zum Gymnasium Kirchheim, die Aula zur Rudolf-Steiner-Schule in München- Schwabing. Die Szenen in der Schulbibliothek inszenierte Bora Dagtekin in der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Einzelne Bereiche der Goethe-Gesamtschule, darunter das Lehrerzimmer, das Direktorat, die Flure und der Klassenraum der 11b, wurden im Studio 2 auf dem Bavaria Filmgelände nachgebaut. Zum Teil werden sie künftig den Besuchern der Bavaria Filmstadt zugänglich sein.

© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Reiner Bajo

Weitere Drehorte in München sind das Klärwerk Großlappen, die LMU, das Kaufhaus Operpollinger in der Fußgängerzone, das Haus der Kunst, das Krankenhaus Schwabing, der Club „8 below“ sowie eine Papierfabrik in Dachau für die Umkleideräume der Turnhalle und die Kunsthochschule. Auch der Augsburger Zoo bekam im neuen Teil eine Rolle.

 

Die Drehorte der ersten beiden Teile:
Fack ju Göhte
Fack ju Göhte 2

DVD & Blu-ray:
„Fack ju Göhte” auf Amazon bestellen oder streamen
„Fack ju Göhte 2” auf Amazon bestellen oder streamen

Verwandter Artikel: Bavaria Filmstadt München

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House of Cards

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Die Netflix-Serie „House of Cards“ dreht sich um den skrupellosen Abgeordneten Francis Underwood (Kevin Spacey) und seiner Frau Claire (Robin Wright), die beide vor nichts zurückschrecken, um in immer höhere politische Ämter aufzusteigen und damit größeren Machteinfluss zu erlangen. Der zentrale Schauplatz des Politthrillers ist Washington D.C., viele Drehorte befinden sich jedoch im knapp eine Stunde entfernten Baltimore sowie weiteren Städten in Harfort County im Bundesstaat Maryland.

Kapitol, Washington D.C. © Andrea David

Die meisten Originalschauplätze in Washington D.C. sind im Intro der Serie zu finden, darunter beispielsweise das World War II Memorial, die Löwen am Grant Memorial, das Ronald Reagan Gebäude, das John Marshall Monument, der Potomac River, das Lincoln Memorial und natürlich das Kapitol aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Frank Underwood in der Serie überlegt, ob er Claire den Posten der UN-Botschafterin geben soll, besucht er das Franklin Delano Roosevelt Memorial und entscheidet sich mit Blick auf das Monument von Präsidentengattin Eleanor Roosevelt, die selbst hochrangige Politikerin in der UNO war, schließlich dafür.

Eleanor Roosevelt am Franklin Delano Roosevelt Memorial, Washington D.C. © Andrea David

In Baltimore befinden sich viele Hauptschauplätze der ersten beiden Staffeln. Als Zuhause der Underwoods, bevor diese schließlich ins Weiße Haus einziehen, diente die Fassade eines Stadthauses in Bolton Hill mit der Adresse 1609 Park Avenue. In „House of Cards“ bekam das Gebäude die fiktive Adresse 1609 Far Street. Für die Innenaufnahmen nutzte man zwar ein Studioset in Joppa, als Vorlage dafür dienten jedoch ebenfalls die Zimmer des Stadthauses.

Bolton Hill, Baltimore © Andrea David

„House of Cards” Drehort, Bolton Hill, Baltimore © Andrea David / Netflix

Freddy’s BBQ Rib Joint, wo Frank Stammgast ist und bei einem Plausch mit Inhaber Freddy Hayes (Reg E. Cathey) seine Rippchen genießt, gibt es in dieser Form nicht. Die Außenkulisse für das fiktive Lokal findet man jedoch in der 2601 Greemount Avenue (gleich neben einem J & R Market) in einem recht zwielichtigen Viertel von Baltimore. In der Gegend befinden sich auch viele Schauplätze der Krimiserie „The Wire“, die die (leider reale) Drogenproblematik der Stadt thematisiert.

„House of Cards” Drehort, Greenmount Avenue, Baltimore © Andrea David

„Freddy’s BBQ Rib Joint”, Greenmount Avenue, Baltimore © Andrea David / Netflix

Das Gebäude mit Zoe Barnes‘ (Kate Mara) Apartment befindet sich ebenfalls in Baltimore, 6 East Preston Street. Gleich daneben weiter stößt man tatsächlich auf die Pizzeria, in der Tom Hammerschmidt (Boris McGiver), Chefredakteur des Washington Heralds, seine Recherchen später aufnimmt.

„House of Cards” Drehort, East Preston Street, Baltimore © Andrea David

„House of Cards” Drehort, East Preston Street, Baltimore © Andrea David

Die U-Bahn-Haltestelle, an der es zum folgenschweren Treffen von Barnes und Underwood kommt, ist in Wahrheit die Charles Center Metro Station. Weitere „House of Cards“-Szenen wurden in Baltimore am Washington Monument in Mount Vernon sowie in Hampden in der West 36th Street, besser bekannt als The Avenue, gedreht. Dort entstand übrigens auch „Hairspray“, ein echter Kultfilm aus dem Jahr 1988 von Drehbuchautor und Regisseur John Waters.

„House of Cards” Drehort, Charles Center Metro Station, Baltimore © Andrea David / Netflix

Washington Monument, Baltimore © Andrea David

„House of Cards” Drehort, The Avenue, Baltimore © Netflix

In die Rolle der Heimatstadt von Francis Underwood schlüpft der Ort Gaffney in South Carolina. Den skurrilen Pfirsich-Wasserturm gibt es wirklich! Die Kirche von Gaffney, in der Frank und Claire ihr Eheversprechen erneuern, wurde in der Serie allerdings von der Union United Methodist Church in Aberdeen, Maryland, verkörpert.

Pfirsich-Wasserturm, Gaffney, South Carolina © Andrea David

 

Besuch der Drehorte: Juni 2017

DVD & Blu-ray: „House of Cards” Staffel 5 bei Amazon bestellen

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Mord im Orient Express

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Filmstart: 9. November 2017

Eines der berüchtigsten Verbrechen der Literaturgeschichte wurde von und mit Kenneth Branagh als berühmten Detektiv Hercule Poirot sowie einer hochkarätigen Besetzung, darunter Penelope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp und Michelle Pfeiffer, neu aufbereitet. „Mord im Orient-Express“, der 14. Kriminalroman von Agatha Christie, erschien 1934 und zählt wegen seines genialen Plots als Meisterwerk der Gattung: Nach dem Mord an einem reichen Geschäftsmann, der an Bord eines noblen europäischen Zuges durch eine tief verschneite Winterlandschaft Richtung Westen reist, muss der belgische Detektiv alle seine „kleinen grauen Zellen“ mobilisieren. Es gilt, den raffinierten Mörder zu entlarven, bevor er oder sie ein zweites Mal zuschlägt.

Seit Generationen fesselt das Buch seine Leser, dank der Spannung, des Verbrechens, der Story und der Figur des Hercule Poirot. Die Anziehungskraft des Orient-Express wurde durch Christies Werk befeuert, Reisende buchen heute noch gerne den legendären, immer noch im Betrieb befindlichen Zug, um dessen berühmte Luxusabteile zu bestaunen. Genauso wie das Zimmer 411 im Istanbuler Pera Palace Hotel, wo Christie angeblich ihren Roman zu Papier gebracht hat.

Pera Palace Hotel, Istanbul © Andrea David

Für die Eingangssequenzen des Filmes, welche in Jerusalem spielen, reiste das Filmteam nach Valetta auf Malta. „Unser Film beginnt an der Klagemauer in Jerusalem und das erste Problem, dem sich Poirot stellen muss, hat an sich mit religiösen Inhalten zu tun oder mit einer religiösen Auseinandersetzung, die an einem lebhaften, sehr lauten und überfüllten Platz stattfindet,“ sagt Branagh. Für den Regisseur war es wichtig, dass das Publikum etwas von Poirot und seiner Art zu Denken weiß, bevor er zum Orient Express kommt.

© 2017 Twentieth Century Fox

In der zentralen Geschichte startet schließlich der große und glamouröse Orient-Express in Istanbul und fährt durch die dinarischen Alpen im ehemaligen Jugoslawien, wo er durch eine Schneelawine gestoppt wird. Irgendwann ist der Zug wieder frei und fährt über Brod durch Italien, über die Schweiz und Frankreich bis zu Endhaltestelle Victoria Station.

Der überwiegende Teil des Films wurde in den Longcross Studios in England gedreht. Dort wurde sowohl der Istanbuler Bahnhof Stamboul als auch der Orient Express nachgebaut, wodurch die eingesetzten 65mm Kameras innerhalb und außerhalb der Bauten sowie auch nach oben und unten bewegt werden konnten. „Dadurch hatten wir viel mehr Kontrolle über die Art und Weise, wie wir diese Reise präsentieren wollten“, sagt Branagh. „Produktionsdesigner Jim Clay und sein Team hatten sehr genau recherchiert. Und dann brachte er sein ganzes Können in dieses perfekte Set ein.“

© 2017 Twentieth Century Fox

James Prichard, der Vorsitzende der Agatha Christie Gesellschaft, war von der großartigen Ausstattung mehr als beeindruckt: „Die Größenordnung dieser ganzen Produktion war aufregend. Jedes einzelne Detail in den Wagons und die Tatsache, dass vier Wagons und eine Lokomotive praktisch aus dem Nichts entstanden, das halte ich wirklich für außergewöhnlich.“ In Bezug auf die Genauigkeit des Zugmodells erklärt Clay: „Es war so, dass der Orient Express durch Osteuropa fuhr und die Lokomotive an den Grenzen der einzelnen Länder immer ausgetauscht wurde. Das wäre aber für den Film nicht praktikabel gewesen und so wählten wir ein Lokomotiven-Modell basierend auf einer französischen Dampflokomotive.“

Kameramann Haris Zambarloukos und sein Team reisten im Vorfeld der Dreharbeiten nach Neuseeland und drehten dort viele Stunden Filmmaterial, auf dem ein Zug durch neuseeländische Berglandschaften fährt. Der Visual Effects Supervisor George Murphy digitalisierte dieses Material und fügte alles zusammen. Am Set wurden 400 LED-Türme und Leinwände auf beiden Seiten der Wagons aufgestellt und dann wurden diese Bilder projiziert. Weitere Gebirgsaufnahmen für „Mord im Orient-Express“ entstanden in der Schweiz.

© 2017 Twentieth Century Fox

Schauspieler Josh Gad sagt über das aufwändige Studioset: „Sogar wenn der Zug stand, fühlte es sich irgendwie an, als ob wir in Bewegung wären und das ist für uns Schauspieler großartig, denn man muss nicht so viel Vorstellungskraft entwickeln.“

 

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Ostfriesenkiller

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Der Fernsehkrimi „Ostfriesenkiller“ basiert auf dem gleichnamigen Bestsellerroman des Schriftstellers Klaus-Peter Wolf. Darin wird das ostfriesische Küstenstädtchen Norden durch eine Serie brutaler Mordfälle geschockt. Küste und Watt bilden den düsteren Hintergrund für die Ermittlungen der Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul) der Kripo Aurich. Die junge Polizistin, die sich aufgrund ihrer familiärer Probleme in einer Lebenskrise befindet, verlässt sich trotz irreführender Indizien möglichst auf ihre Intuition und sucht mit einer Hartnäckigkeit, die schon fast an Besessenheit grenzt, den wahren Täter…

Rupert (Barnaby Metschurat), Kai Uphoff (Paul Hinrich Aeils), Weller (Christian Erdmann), Ann Kathrin (Christiane Paul) © ZDF / Christine Schroeder

In Klaus-Peter Wolfs Ostfriesen-Büchern ist quasi alles echt. Die Straßen, Lokale und Cafés gibt es tatsächlich, und auch viele seiner Figuren existieren im richtigen Leben. Fast alle Protagonisten waren damit einverstanden, in den Romanen „verewigt“ zu werden - und sogar stolz darauf. Zu den Schauspielern zählen neben Hauptdarstellerin Klassen unter anderem auch Christian Erdmann, Barnaby Metschurat, Peter Heinrich Brix und Uwe Bohm. Als kleine Überraschung in der Verfilmung gibt es einen Cameoauftritt des Ostfriesenkiller-Autors Klaus-Peter Wolf in bester Hitchcock-Manier.

Wie im Film erwähnt, gibt es auf Norderney tatsächlich nur ein einziges Reetdachhaus. Der Drehort, der im Film als Zuhause eines Hauptverdächtigen dient, ist in Wahrheit das Restaurant Reethuus am Golfplatz.

Christiane Paul und Klaus-Peter Wolf
© ZDF / Christine Schroeder

Wer möchte kann mit dem Autor am Schauplatz Norden-Norddeich auf die Spuren der Ostfriesenkrimi-Reihe begeben. Aufgrund des Erfolgs der Bücher bezeichnet sich Norden-Norddeich selbst als „Krimiküste“. Unter dem Titel „Die Stadt der Ann-Kathrin Klaasen“ bzw. „Die Küste der Ann-Kathrin Klaasen“ gibt es verschiedene Führungen zu Fuß, per Rad und Bus zu den literarisch und historisch interessanten Schauplätzen.

 

Tourtipp: Krimiführung Ostfriesland

DVD & Blu-ray: „Ostfriesenkiller” bei Amazon bestellen
Auf dem Cover des Filmes ist übrigens der Pilsumer Leuchtturm in Greetsiel zu sehen. In „Ostfriesenkiller“ ist er nicht zu sehen, bekannt ist er jedoch durch seinen Auftritt in Otto Waalkes „Otto - Der Außerfriesische“ sowie Bernd Flessners Kinderbuchreihe „Lükko Leuchtturm“. Der Turm gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Ostfrieslands.

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Interview mit Schauspieler Clemens Schick

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Interview mit Schauspieler Clemens Schick („Casino Royale”, „Das finstere Tal”)
über die HISTORY-Reihe „Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte

„Wo Kultur mutwillig zerstört wird, ist Völkermord nicht weit“, sagt Schauspieler und Aktivist Hannes Jaenicke. In der dreiteiligen Dokumentation „Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte“, die HISTORY Deutschland eigenproduziert hat und ab dem 26. November 2017 an drei Sonntagen ausstrahlt, bereisen Jaenicke und seine prominenten Unterstützer die halbe Welt und gehen der Frage nach, wie die Menschheit ihre kulturellen Stätten dauerhaft bewahren kann. Hannes Jaenicke, Ulrike Folkerts, Christian Berkel, Clemens Schick, Esther Schweins und Aglaia Szyszkowitz besuchten bedeutende Stätten der Menschheitsgeschichte und deren Hüter in Jordanien, Kambodscha, USA, Kanada, Israel, Polen, Spanien Bosnien und Herzegowina.

Die zweite Folge trägt den Titel „Nie wieder“ (Sonntag, 3. Dezember, 21.50 Uhr). Darin begibt sich Christian Berkel auf eine Spurensuche nach dem zerstörten jüdischen Leben im polnischen Lodz. Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Christian Ude besucht die Jüdische Gemeinde Münchens, die mit seiner Unterstützung in das Herz der Stadt zurückgekehrt ist. Und Clemens Schick untersucht in Kambodscha die tiefen Wunden, die die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in der Kultur des Landes hinterlassen hat.

Clemens Schick mit Prof. Dr. Hans Leisen in Angkor Wat © Brent Lewin/Getty Images for HISTORY Germany

Schick traf in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh auf Chum Mey, der Ende der 70er Jahre das berüchtigte Foltergefängnis S-21 der Roten Khmer überlebt hat. Seit seiner Befreiung setzt sich Chum Mey für die Dokumentation der Gräueltaten und gegen das Vergessen ein. Clemens Schick traf auch Prof. Dr. Hans Leisen, den Direktor des „German Apsara Conservation Centers“. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren gemeinsam mit seiner Frau daran, dem Verfall der Tempelanlage Angkor Wat entgegenzuwirken und sie für die Nachwelt zu konservieren. Für ihr Engagement wurden die Eheleute mit dem Bundeversdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. Im Interview erzählt Clemens Schick von seinen Erfahrungen in Kambodscha.

 

Was wussten Sie im Vorfeld Ihrer Reise über Kambodscha?

Ich habe mich mit der Geschichte befasst und alles gelesen, was ich über die Region und auch über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer finden konnte. Wenn ich weiß, dass ich Menschen treffe, die dieses Regime überlebt haben, fände ich es furchtbar, ihnen unvorbereitet gegenüberzutreten.

In Phnom Penh haben Sie das ehemalige Foltergefängnis S-21 besucht und sind dort einem der wenigen Überlebenden, Chum Mey, begegnet. Was haben Sie im Gespräch mit ihm empfunden?

Das Gleiche, was ich empfinde, wenn ich ein Konzentrationslager besuche oder mir Gedanken über die deutsche Geschichte mache. Das ist eine Fassungslosigkeit, zu welcher Brutalität und zu welchem Hass die Menschen fähig sind. Dieser Punkt war mir auch sehr wichtig: Ich gehe als Deutscher mit der deutschen Geschichte in ein Land wie Kambodscha und erkundige mich, wie die Menschen mit dem Völkermord in ihrem Land umgehen. Ich kam nicht aus der Fremde und fragte: „Wie kann so etwas möglich sein?“ Ich kam aus Deutschland und sagte: „In unserem Land ist etwas Ähnliches passiert.“ Ich glaube, die Kambodschaner haben durchaus wahrgenommen, dass ich nicht nur der Fragensteller war, sondern das Leid, das ihnen widerfahren ist, nachvollziehen kann.

Wenn westliche Besucher das Foltergefängnis oder auch die „Killing Fields“ nahe Phnom Penh besichtigen, ist das nach Meinung einiger Kritiker „Dark Tourism“. Sollte man sich Ihrer Meinung nach diese Orte des Schreckens anschauen?

Unbedingt. Es kommt natürlich darauf an, wie ich dort hingehe. Ich zolle den Menschen, die gestorben sind und gelitten haben, Respekt. Ich werde diese vielen hundert Schwarzweißfotografien, die dort hängen, nie mehr vergessen. Die Gefangenen wurden fotografiert, bevor sie umgebracht wurden. Sie verleihen der großen Zahl von Opfern individuelle Gesichter. Ich finde, in einer Zeit, in der wir oft spüren, wie fragil unsere Demokratie ist, muss man immer hinterfragen: Was passiert, wenn wir plötzlich ohne unsere Freiheiten leben müssen? Wer in diesem Foltergefängnis steht und in die Gesichter blickt, macht sich ganz klar bewusst, dass er Freiheiten und somit ein Glück genießt, das die Opfer nicht hatten.

Der Buddhismus gilt gemeinhin als friedliebende Religion. Wieso konnte in Kambodscha dennoch in menschenverachtendes Regime der Roten Khmer heranreifen, das nahezu vier Millionen Menschen das Leben kostete?

Das weiß ich nicht. Für mich kommt noch ein wesentlicher Aspekt hinzu: Pol Pot hat zeitweise in Paris gelebt – in einer der kulturreichsten Städte Europas. Er studierte dort, ging nach Kambodscha zurück und errichtete dieses Terrorregime. Ich habe keine Antworten darauf und weiß auch nicht, ob man Antworten finden kann. Es gibt ja immer wieder in allen Religionen diesen Ausbruch von Hass und Gewalt.

Sie haben in Kambodscha junge Künstler getroffen. Wie gehen die mit der jüngeren Geschichte ihres Landes um? Wollen die überhaupt die Erinnerung wachhalten?

Da gibt es sicher welche, die sich damit auseinandersetzen. Aber 70 Prozent der Kambodschaner sind unter 30 Jahre alt. Die haben das Terrorregime und den anschließenden Bürgerkrieg nicht oder nicht mehr bewusst mitbekommen. Ich hatte bei meinem Besuch das Gefühl, dass ein Großteil des Landes gerade damit beschäftigt ist, zu Wohlstand zu kommen und nach vorn zu schauen. Die Diskussion über das Vergangene wird eher von den Älteren geführt. Ich habe mit einer Apsara-Tänzerin gesprochen. Sie war betroffen und versucht nun, junge Frauen und Mädchen durch die Kultur des Tanzes an die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit heranzuführen.

Detlev Buck drehte in Phnom Penh viele Szenen für seinen Film „Same Same But Different“ (2010), Matt Dillon setzte der Stadt schon Jahre vorher mit „City of Ghost“ (2002) ein filmisches Denkmal. Wie haben Sie die Hauptstadt erlebt?

Als eine energiegeladene Stadt, die mit einem explosionsartigen Wachstum zu ringen hat. Der Verkehr in Phnom Penh bricht mittlerweile zusammen, weil Geld in dieses Land kommt und alle ein Auto oder einen Motorroller haben wollen. Die Stadt ist auf der einen Seite sehr schön und bietet Paläste, Tempel und ein emsiges Uferleben auf der Promenade. Auf der anderen Seite strotzt diese Stadt vor Dreck.

Die vier Millionen Touristen, die mittlerweile jährlich nach Kambodscha reisen, haben vor allem ein Ziel im Visier: Angkor Wat. Wie haben Sie diesen größten Sakralbau der Welt empfunden?

Als einen sehr mystischen Ort. Er besitzt eine unglaubliche Schönheit und Größe, wird aber auch von Touristen überrannt, die sich teilweise sehr sinnlos an diesem Ort bewegen. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie jemand in eine Jahrhunderte alte Tempelanlage seinen Namen ritzen kann. Das ist für mich ein Symbol für völlige Sinnlosigkeit, weil ich daran erkenne, dass jemand nicht wahrnimmt, wo er gerade ist.

Warum haben die Roten Khmer, die in Kambodscha jede Form von Kultur und Religion ausmerzen wollten, ausgerechnet Angkor Wat weitgehend verschont?

Die Roten Khmer haben vor allem versucht, die Spuren des französischen Kolonialismus auszuradieren, also die großstädtische, westliche Lebensart. Sie wollten die Kultur bis ins 12. Jahrhundert zurück eliminieren. Damals war Angkor die Residenzstadt des riesigen Khmer-Reiches. Und daran wollten sie anknüpfen. Den geistigen und religiösen Inhalt von Angkor Wat haben sie offenbar ignoriert und die Buddha-Statuen sogar ins Ausland verkauft, um ihr Regime und ihre Waffenkäufe zu finanzieren. Das ist ein Zwiespalt und eine Schizophrenie, die viele Parallelen in der Geschichte anderer Diktaturen findet.

Die Fernsehreihe heißt „Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte“. Wer ist heute der Hüter von Angkor Wat?

Da gibt es nicht einen einzelnen Hüter. Das sind verschiedene Menschen und Nationen, die sich gemeinsam einsetzen. Das ist ein Konglomerat aus Kambodschanern, die Interesse daran haben, dass ihre Geschichte erhalten bleibt. Das sind aber auch Menschen wie der Kölner Professor Hans Leisen, der mit seinem Sachverstand und glücklicherweise auch durch Finanzmittel des Auswärtigen Amtes für den dauerhaften Erhalt von Angkor Wat kämpft.

Professor Leisen ist längst im Ruhestand, arbeitet aber trotzdem fast täglich in Angkor Wat und anderen Denkmälern Südostasiens. Wie haben Sie ihn erlebt?

Als jemanden, der – wie auch ich – seine Leidenshaft zum Beruf gemacht hat. Er setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass die Pracht dieser Anlage für weitere Generationen erhalten bleibt. Wir kletterten auf dieses Gerüst und sahen überall diese Betonspritzer bei der Arbeit. Das ist auch so eine unglaubliche Geschichte: Nach dem Fall des Terrorregimes kamen andere Länder und beschlossen, Angkor Wat zu schützen. Sie stabilisierten die Mauern und Reliefs mit dem falschen Betongemisch – und jetzt kostet es Jahre, um diesen Beton wieder wegzuklopfen, weil er sich mit dem ursprünglichen Stein nicht verträgt. Für diesen Berg an Arbeit braucht man jemanden wie Professor Leisen, der mit 150 Prozent bei der Sache ist.

Als Schauspieler haben und hatten Sie die Gelegenheit, an vielen besonderen Filmlocations zu arbeiten. Inwieweit eignet sich Kambodscha für Dreharbeiten?

Das ganze Land eignet sich als Filmlocation. Wir waren in der Regenzeit dort und haben es in sattem Grün erlebt. Das ganze Land zeichnet sich durch seine Schönheit aus, zugleich aber auch durch seine Perversion. Uns wurde angeboten, auf einer Shooting Range für 1000 Dollar mit einem Raketenwerfer auf eine Kuh zu schießen. Das haben wir natürlich nicht gemacht. Aber was ist denn das für ein Filmset, wenn dort solch eine Energie herrscht? Das meine ich gar nicht zynisch. Die Atmosphäre der Hauptstadt Phnom Penh, diese Schönheit und Perversion des Landes. Das alles macht die Region zu einem idealen Drehort.

Kambodscha war bis in die frühen 1990er Jahre hinein eines der gefährlichsten Reiseländer der Welt. Heute ist es friedlich und empfängt vier Millionen Touristen pro Jahr. Sie sind 2009, 2011 und 2012 vor deutschen Soldaten im Kriegsland Afghanistan aufgetreten. Denken Sie, dass auch Afghanistan in 20 Jahren ein friedliches Reiseland ist, das Millionen Touristen empfängt?

Das kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen. Das wäre aber ein Traum.

Warum ist diese Wandlung in Kambodscha gelungen?

Kambodscha spielt in der internationalen Politik keine Rolle. Dagegen war und ist Afghanistan ein Spielball der Mächtigen im Kalten Krieg. Deshalb ist Afghanistan heute so, wie es ist, wohingegen Kambodscha gleich nach dem Vietnamkrieg aus dem Fokus der Weltpolitik fiel und befriedet werden konnte.

 

Weitere Informationen sind unter www.history.de zu finden.

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Paddington 2

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Filmstart: 23. November 2017

Der tollpatschige Bär mit dem blauen Dufflecoat, roten Hut und der Vorliebe für Orangenmarmeladenbrote, fand in seinem ersten Kinoabenteuer „Paddington“ eine Heimat bei der Familie Brown in London. Im Fortsetzungsfilm von Regisseur Paul King gerät er schließlich beim Versuch, seiner Bärentante in Peru ein besonderes Geburtstagsgeschenk zu besorgen, in große Schwierigkeiten. Zum bewährten Cast rund um Hugh Bonneville und Sally Hawkins aus dem ersten Teil stoßen zwei weitere Stars hinzu: Hugh Grant („Notting Hill“) und Brendan Gleeson („Brügge sehen… und sterben?“).

Ohne zu viel zu verraten, besteht der Höhepunkt von „Paddington 2“ aus einer spektakulären Verfolgungsjagd, bei der Phoenix Buchanan, eine verzweifelte Flucht, ein entschlossener Bär, die resoluten Browns und Mrs. Bird, und nicht nur eine, sondern gleich zwei Dampfloks zusammenkommen. Und vieles davon wurde tatsächlich real gedreht. Dafür verlegte das Produktionsteam, geführt von Produktionsdesigner Gary Williamson, Schienen auf dem Gelände der Leavesden Studios, auf denen wirklich Züge fahren konnten. „Paul schwebte diese gewaltige Verfolgungsjagd vor“, erinnert sich Williamson. „Und wir mussten einen Weg finden, um sie umzusetzen.“

© Studiocanal

Von Orson Welles stammt der berühmte Ausspruch, „ein Filmset ist die beste Spielzeugeisenbahn, die ein Junge haben kann“. Und King musste feststellen, der Mann hatte recht. „Jeden Tag stand uns ein kompletter Zug zur Verfügung, Schienen wurden verlegt, die berühmte Belmond British Pullman Dampflok auf einem LKW herbeigeschafft. Und alles konnte per Fernbedienung gesteuert werden. Ein außergewöhnliches Erlebnis.“ Für Harry Potter-Produzent David Heyman war das alles eher unspektakulär. „Verglichen mit seinen vorherigen Sets sind das kleine Fische“, lacht King. „Ich sagte oft begeistert, ’sieh’ dir das Set an, wie großartig!’, und dann wurde mir meist klar, dass es kaum größer als Harry Potters Badezimmer war.“

© Studiocanal

Eine weitere Schlüsselszene, die King unbedingt perfekt umsetzen wollte, war ursprünglich bereits für den ersten Film vorgesehen, aber dann aus Kosten- und Termingründen verworfen worden. Und zwar die Popup-Buch-Sequenz, in der sich Paddington plötzlich in den dreidimensionalen Seiten wiederfindet und Tante Lucy Londons bekannteste Sehenswürdigkeiten zeigt. Ursprünglich sollte der erste Film damit beginnen. „Die Sequenz war sehr teuer und kompliziert“, gibt King zu. „Damals war es noch zu unverhältnismäßig. Aber diesmal habe ich dafür gesorgt, dass die Pop-up-Buch-Sequenz inhaltlich zu wichtig ist, um sie wieder unter den Tisch fallen zu lassen.“

Sehr zu Gary Williamsons Vergnügen. „Das Pop-up-Buch ist sensationell. Wir arbeiteten schon sehr früh daran, da es ein entscheidender Bestandteil der Story ist und Framestore wissen musste, wie es aussehen soll und welche Londoner Sehenswürdigkeiten Paddington darin besucht“, erläutert er. „Dann brauchten wir jemanden, der ein tatsächlich funktionierendes Pop-up-Buch herstellen konnte, das auch noch so wirkte, als wäre es in Russland in den 1930er Jahren entstanden, wie der Film suggeriert.“

© Studiocanal

Zusätzlich ist das Pop-up-Buch eine clevere Art, eine „Hauptfigur“ aus Paddingtons Universum in Erinnerung zu rufen: London. Englands Hauptstadt spielte bereits im ersten Film eine wichtige Rolle, von der Portobello Road bis zum Naturhistorischen Museum. Nicht zu vergessen D’Limes Version des alten Standards ’London is the Place for Me’, die den Film charakterisierte und für Flair sorgte. Auch in „Paddington 2“ ist die britische Hauptstadt wieder sehr präsent. „Der Film ist erneut eine Liebeserklärung an London“, sagt Hugh Bonneville. „Sogar noch deutlicher als der erste Film, denn der Plot führt zu vielen der bekanntesten Sehenswürdigkeiten.“

„Paddington” Drehort, Paddington Station, London © Andrea David / Studiocanal

In der Tat – um zu dem Versteck von Madame Kozlovas Schatz zu gelangen, muss Phoenix Buchanan den Hinweisen aus dem Pop-up-Buch nachgehen, was ihn auf eine atemberaubende Tour durch ganz London führt, darunter zur Tower Bridge, zu St. Paul’s Cathedral und den Serpentinen im Hyde Park. Wiederkehrende Drehorte aus dem ersten Film sind u.a. Chalcot Crescent, wo die Windsor-Gardens-Szenen entstanden, und Portobello Road, wo sich Mr. Grubers Antiquitätenladen befindet. Und natürlich kann es keinen Film über Paddington Bär geben, ohne einen Gastauftritt der gleichnamigen Bahnstation. „Wir hätten natürlich auch an jeder anderen Station drehen können“, schmunzelt Gary Williamson über den Cameo-Auftritt von Paddington Station. „Aber es hätte nicht wirklich funktioniert.“

 

Tourtipp: Paddington-Bär-Bustour

Buchtipp: Paddington’s Guide to London (engl.)

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Star Wars in Irland - Auf den Spuren der letzten Jedi

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„Go mbeidh an fórsa leat!“ lese ich mit noch leicht müden Augen auf dem T-Shirt des Skippers, der mir im kleinen Hafen von Portmagee an Bord hilft. Es bedeutet übersetzt „Möge die Macht mit dir sein!“ und noch bevor der Tag richtig startet, kann ich es bezeugen: Sie ist mit mir. Ansonsten wäre ich nicht hier, es wäre kein strahlender blauer Himmel über mir. Und die Boote könnten jetzt nicht raus auf die Skelligs fahren. Ich habe nur diese eine Chance und als ich höre, dass die letzten Tage aufgrund des Wellengangs überhaupt keine Touren stattfinden konnten, weiß ich beim Ablegen, heute ist die helle Seite der Macht mit im Spiel.

Wenn ich mich als Fan einer Filmreihe bezeichnen kann, dann wohl als Star Wars Fan. Mit den Filmen und Figuren bin ich aufgewachsen. Ich sehe sie sozusagen immer durch die Nostalgie-Brille, ob ich nun will oder nicht. Die Ankündigung neuer Spin-Offs und Sequels sind für mich kein Fluch, sondern Segen, da ich so noch viele Geschichten und Schauplätze des beliebten Weltraummärchens im Kino erleben kann. Als ich in den Schlussminuten von „Star Wars 7 - Das Erwachen der Macht“ sah, wie Filmheldin Rey den verschwundenen Luke Skywalker auf einer zerklüfteten grünen Insel findet, stand jedenfalls fest: Hier möchte ich selbst einmal stehen.

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

In der Fortsetzung „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ wird die Insel Skellig Michael jedoch längst nicht als einziger irischer Drehort zu sehen sein. Gleich eine ganze Reihe von Orten entlang des Wild Atlantic Way, der sich vom County Cork die Westküste Irlands bis hoch nach Donegal schlängelt, werden dann zu neuen Leinwandstars und verkörpern gemeinsam den Planeten Ahch-to, der den letzten Jedi beheimatet. Hier nehme ich Dich mit auf die Reise in eine weit, weit entfernte Galaxie bzw. an die raue irische Küste, die diese Rolle glaubhaft übernimmt:

Blick auf Sybil Head, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Mein erstes Ziel ist die Dingle Halbinsel in der Grafschaft Kerry. Ganz oben auf der Landspitze Sybil Head bei Ballyferriter hat man für den Dreh von „Star Wars 8“ das Kloster, welches sich eigentlich auf Skellig Michael befindet, als riesiges Filmset nachgebaut. Somit musste man für viele Szenen nicht erst mit dem gesamten Equipment zu der abgelegenen Insel übersetzen und die echte Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, blieb geschont. Während am Set selbst, das auf privatem Grund entstand, nichts mehr von den Dreharbeiten zeugt, findet man im kleinen Ort Ballyferriter einige Hinweise auf die zeitweise Star Wars Invasion, auf die man hier sichtlich stolz ist. Den Kindern dürfte vor allem der Überraschungsbesuch von Chewbacca in ihrer Schule noch lange in Erinnerung bleiben.

Ballyferriter, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Ballyferriter unterhalb des Sybil Head, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Das Städtchen Dingle eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt die gesamte Halbinsel zu erkunden. Auch die Star Wars Crew war hier untergebracht und ging in den örtlichen Restaurants und Läden, wie beispielsweise Ída’s Restaurant, Dick Mack’s Haberdashery oder Bean in Dingle, ein und aus. Auf dem Gehweg entdecke ich sogar einen kleinen Walk of Fame. Berühmtester Dauerbewohner von Dingle ist jedoch kein Filmstar, sondern ein Delfin, der für seine scheinbar filmreifen Auftritte bekannt ist: Funghi. Entlang des Hafens werden fast täglich Delfintouren angeboten. Die Boote machen sich tatsächlich auf die Suche nach einem einzelnen Delfin… jedoch ohne mich, meine Pläne sind, welch Wunder, eher cineastischer Natur.

Dingle, Irland © Andrea David

Walk of Fame, Dingle, Irland © Andrea David

Filmfans und auch allen anderen empfehle ich den kurvigen Slea Head Drive zu fahren: eine der schönsten Panoramastraßen Irlands, historische Steinkreise und Beehive Huts und die Drehorte aus „In einem fernen Land“ mit Tom Cruise und „Ryans Tochter“ mit Robert Mitchum. Auch wenn die Dörfer beider Filme nur Kulisse waren, so erkennt man doch die Landschaft eindeutig wieder. Bei guter Sicht kann man in der Ferne mit Blick Richtung Süden sogar schon die Skellig Inseln erkennen, die bei mir auf dieser Reise als Star Wars Highlight auf dem Reiseplan stehen. Vom Clogher Strand aus starte ich zu einer kleinen Wanderung, den imposanten Sybil Head, auf dem Luke Skywalker in „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ haust, im Hintergrund fest im Blick. Atemberaubend schöne Gegend!

Drehort aus „In einem fernen Land”, Slea Head Drive, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Clogher Strand, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Doch nun heißt es langsam Kurs nehmen auf den Ring of Kerry und mit einem Stopp am endlosen Inch Strand, welcher ebenfalls in „Ryans Tochter“ zu sehen war, verlasse ich die Dingle Halbinsel wieder.

Inch Strand, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Drehort aus „Ryans Tochter”, Inch Strand, Dingle Peninsula, Irland © Andrea David

Einen besseren Ausgangspunkt für einen Ausflug zu den Skelligs als das Moorings Guesthouse in Portmagee gibt es wohl nicht. Es befindet sich direkt am Hafen des kleinen Fischerortes und hier quartierte sich das Produktionsbüro der Filmcrew während der Dreharbeiten für Star Wars 7 und 8 ein. In der Bridge Bar, die sich im selben Gebäude befindet, treffe ich abends Eigentümer Gerard Kennedy, der bereitwillig aus dem Film-Nähkästchen erzählt. In der allerersten Anfrage der Filmcrew, berichtet er, hieß es noch es gehe um einen Dokumentarfilm über Papageientaucher. Als er später eine Visitenkarte von Lucasfilm in der Hand hielt und die Schauspielernamen hörte, sagte ihm das auch noch nichts. Sein Sohn, großer Star Wars Fan, fiel hingegen aus allen Wolken, als er davon erfuhr.

Portmagee, Irland © Andrea David

Guesthouse Moorings und Bridge Bar in Portmagee, Irland © Andrea David

In einer Ecke der Bar entdecke ich eine riesige Fotowand mit einem Guinness-Fass und einem kleinen Darth Vader daneben. Darüber steht: „May the craic be with you”, also „Möge der Spaß mit dir sein”. Mr. Kennedy erklärt mir der Zapfhahn habe diesen Ehrenplatz bekommen, nachdem hier ein waschechter Jedi, also Mark Hamill alias Luke Skywalker, lernte, wie man ein Pint Guinness zapft. Auch die Abschlussparty nach den Dreharbeiten fand hier statt und die Hauptdarsteller sowie die Crew tanzten ausgelassen zu traditioneller irischer Musik.

Treff mit Gerard Kennedy in der Bridge Bar, Portmagee, Irland © Andrea David

Schließlich verrät mir Mr. Kennedy noch, dass unter den Einheimischen anfangs etwas die Angst umging, Kultur und Natur auf Skellig Michael könnten nun von einem Ansturm der Star Wars Fans Schaden nehmen. Doch durch die schon immer geltende Begrenzung der Besucherzahl auf 180 pro Tag blieb dieser Gott sei Dank aus. „Der Effekt ist für uns rundum positiv. Die Saison ist nun um einige Wochen länger geworden und die jungen Leute hier haben wieder mehr Vertrauen in die Zukunft der Region. In den Gesprächen der Star Wars Touristen abends im Pub geht es meist gar nicht mehr um den Film, sondern sie sind ebenso fasziniert davon, unter welchen Bedingungen die Mönche damals an diesem abgelegenen und unwirtlichen Ort überleben konnten.“

Trotz der zwei Pint Guinness, die ich in der Bridge Bar getrunken habe, macht sich bei mir langsam die Nervosität breit, dass mir das Erlebnis vielleicht verwehrt bleibt und ich morgen nicht zu den Inseln fahren kann. Jeden Tag stehen die Chancen fifty-fifty. Die Guides, die auf Skellig Michael leben, geben jeden Morgen um 8 Uhr grünes oder rotes Licht für die Bootstouren. Umso erleichterter bin ich, als ich am nächsten Morgen durch mein Zimmerfenster im Moorings auf den in Sonnenlicht getauchten Hafen und das spiegelglatte Wasser blicke. Kurz vor dem Frühstück dann endgültige Gewissheit: Wir starten heute!

Hafen von Portmagee, Irland © Andrea David

Nachdem im Moorings alle ihre Lunchpakete bekommen haben, geht es den kurzen Weg über die Straße zum Hafen. Jedes Boot nimmt zwölf Leute mit, ich darf auf die Lady Clare. Die Stimmung ist bestens, denn jedem ist bewusst, dass solche, beinahe wind- und wolkenfreien Tage eine echte Seltenheit sind. Als erstes steuern wir die Insel Little Skellig mit ihren zahllosen Vogelbrutstätten und einer der größten Basstölpelkolonien der Welt an. Das bestens geordnete Chaos an den Felsen ist ein beeindruckendes Schauspiel. Unter dem Geschnatter tausender Vögel, aalen sich gemächlich zwei Robben in der Sonne. Als wir endlich Kurs auf Skellig Michael nehmen und die Insel vor meinen Augen immer größer wird, muss ich mich selbst zwicken. Ist das echt? Oder eine Fata Morgana im Atlantik? Die Umrisse des grünen Eilands sehen jedenfalls exakt so aus wie im Film.

Little Skellig, Irland © Andrea David

Little Skellig, Irland © Andrea David

Bootstour zu den Skelligs ab Portmagee, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Wir gelangen alle sicher an Land und bekommen von einem der Guides noch eine kurze Einweisung, worauf wir auf der Insel achten sollen. Und dann geht es endlich die über tausend Jahre alte Steintreppe mit Hunderten Stufen hinauf bis zum Kloster. Skellig bedeutet übrigens steiler Fels und das kann man hier wörtlich nehmen. Statt den putzigen Porgs, die in „Die letzten Jedi“ die Insel bewohnen, gibt es hier Puffins, also Papageientaucher, die vor allem im Mai und Juni auf Skellig Michael zum Brüten Station machen. Bei meinem Besuch im September habe ich leider keinen gesehen, dafür aber jede Menge anderer Seevögel, die neugierig beäugen, wie unsere Gruppe den Berg hochkraxelt. An einem markanten Felsen mit Loch mache ich eine kleine Pause. Drei Monate später sollte ich diesen unverhofft wiedersehen… auf der großen Leinwand in „Star Wars: Die letzten Jedi“.

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Es sind etwa zweieinhalb Stunden, die man auf der Insel bleiben darf. Während der Zeit versuche ich die Orte der einzelnen Filmszenen wiederzuerkennen. Der Hubschrauberlandeplatz wurde in „Das Erwachen der Macht“ beispielsweise digital zum Millennium Falken umfunktioniert. An der Stelle, an der Rey Luke Skywalker entdeckt und ihm das Lichtschwert übergibt, befinden sich mittlerweile ein paar Zäune. Das Kloster ist im Film als ehemalige Jedi-Akademie von Luke Skywalker zu sehen. Es besteht aus sechs bienenkorbartigen Steinhütten, die die Mönche hier schon im 6. Jahrhundert gebaut haben, um sich hier vor den weltlichen Verlockungen des Festlandes zurückzuziehen. Was für ein magischer Ort! Am besten ich lasse die Bilder selbst sprechen, in diesem kleinen Film nehme ich Dich auf die Bootstour mit.

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Kloster auf Skellig Michael, Irland © Andrea David

Da man wirklich nie weiß, ob die Boote rausfahren können - selbst bei schönem Wetter kann einem der Wellengang am Kai der Insel einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen - empfiehlt es sich durchaus mehr als eine Nacht in der Region zu verbringen. Wenn mehrere Tage nichts geht, kann man alternativ auch eine Bootstour um die Inseln ohne Anlanden machen. Außerdem habe ich von Helikopterflügen gehört, die man zu den Skelligs unternehmen und die Inseln quasi aus der Perspektive des Millennium Falken erleben kann. Im „Skelligs Experience Visitors Center”, gegenüber von Portmagee auf der Insel Valentia gelegen, erfährt man mehr über die Lebensumstände der Mönche damals sowie die Vogelkolonien auf den Skelligs. Und ein paar Star Wars Souvenirs gibt es auch, na klar!

Star Wars Souvenirs in Portmagee, Irland © Andrea David

In einem kleinen Laden in Portmagee decke ich mich noch mit etwas Proviant und - für mich sinnlos zu widerstehen - ein paar Star Wars Mitbringseln ein, bevor meine Reise weiter Richtung Süden geht. Einen kleinen Stopp widme ich dem Städtchen Waterville, etwa 20 Minuten von Portmagee entfernt. Im dortigen Hotel Butler Arms waren die Star-Wars-Stars Daisy Ridley und Mark Hamill während der Dreharbeiten untergebracht. Und ein ganz anderer Schauspieler war hier schon von 1959 bis 1969 regelmäßiger Feriengast: Charlie Chaplin! Eine Bronzestatue an der Strandpromenade, ein paar Häuserfassaden sowie das alljährlich stattfindende Charlie Chaplin Festival erinnern heute noch daran.

Butler Arms Hotel, Waterville, Irland © Andrea David

Charlie Chaplin Statue, Waterville, Irland © Andrea David

Als letzter Star Wars Drehort steht der Brow Head am südlichsten Punkt des irischen Festlands auf meinem Plan. Statt des direkten Weges wähle ich einen kleinen Umweg über eine alte Straßenverbindung zwischen Kilgarvan und Coomhola Bridge. Die Fahrt dauert etwa 20 Minuten länger, aber bei drei Stunden insgesamt fallen diese meiner Meinung nach ohnehin nicht mehr groß ins Gewicht. Und es lohnt sich! Wüsste ich es nicht besser, wähnte ich mich in Mittelerde. Ein kleiner Hobbit oder großer Zauberer würde hier jedenfalls gut ins Bild passen. Als die Sonne langsam verschwindet, bin ich traurig nicht noch mehr von diesem Mini-Neuseeland sehen zu können. Spätabends erreiche ich meine Unterkunft in Crookhaven in der Grafschaft Cork.

Hobbingen in Irland © Andrea David

Mittelerde in Irland © Andrea David

Irland © Andrea David

Nach einem kräftigen irischen Frühstück im Galleycove House Bed & Breakfast bin ich am nächsten Tag bereit den Brow Head zu erobern. Seine zerklüftete Spitze unterstreicht in „Star Wars: Die letzten Jedi“ einige dramatischen Szenen auf dem Planeten Ahch-to. Der Landstrich ist jedoch ebenfalls kein Kinoneuling: Für den Film „Michael Collins“ mit Liam Neeson fand man hier 1996 die passenden Kulissen. Von dem alten Wachturm aus, der sich auf dem Brow Head befindet wandere ich über die Felder an einigen verlassenen Häusern vorbei, ganz bis zur Spitze der Landzunge, wo nichts außer raue Natur das Landschaftsbild bestimmt. Ein perfekter Ort, den Kopf frei zu bekommen.

Irisches Frühstück im Galleycove House, Crookhaven, Irland © Andrea David

Brow Head, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Brow Head, Irland © Andrea David

Die Gegend um Crookhaven ist übrigens ähnlich wie das nahe Kerry International Dark-Sky Reserve bestens geeignet einen herrlichen Blick in den Nachthimmel und damit die echten Weiten der Galaxie zu werfen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich die Milchstraße zuletzt so klar und deutlich gesehen habe. Die dunkle Seite hat eben ganz klar auch ihre Macht!

 

Filmstart: „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ am 14. Dezember 2017

Anreise: Am besten mit Aer Lingus nach Cork fliegen

Hotels:
Dingle Skellig Hotel
The Moorings Guesthouse Portmagee
The Butler Arms Waterville
Galleycove House Crookhaven

Hinweise zu Skellig Michael:

  • Unbedingt Tickets vorbuchen, da täglich nur 180 Besucher auf der Insel erlaubt sind.
  • Tickets werden am besten über die Unterkünfte reserviert, die für ihre Gäste Kapazitäten auf den einzelnen Booten halten.
  • Die Bootstouren mit Besuch von Skellig Michael finden nur im Sommerhalbjahr, etwa von Ende April bis Anfang Oktober, statt.
  • Bis zum Kloster hoch sind es über 600 Treppenstufen und etwa 180 Höhenmeter.
  • Aufgrund der steilen Treppenstufen ist ein Besuch der Insel nicht für kleine Kinder geeignet.
  • Es gibt keine Toiletten auf der Insel, daher sollte man 2 bis 3 Stunden ohne aushalten können.
  • Hunde sind auf der Insel nicht erlaubt.
  • Wegen des unberechenbaren Wetters sollte man sich darauf einstellen, dass es erst an einem anderen Tag klappt und evtl. mehrere Nächte in der Region einplanen.

Linktipps:
Bootstour zu den Skelligs
The Skellig Experience
Kerry International Dark-Sky Reserve

Weitere Star-Wars-Drehorte in Irland:
Loop Head
Malin Head

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Offenlegung: Diese Recherchereise wurde unterstützt durch Tourism Ireland.

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Star Wars: Die letzten Jedi

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Filmstart: 14. Dezember 2017

Seit 40 Jahren fasziniert die größte Saga aller Zeiten immer neue Generationen mit Geschichten rund um die Charaktere der dunklen und hellen Seite der Macht. Auf unerwartete Weise setzt „Star Wars: Die letzten Jedi“ die Handlung aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ fort. Im neuen epischen Abenteuer der Skywalker-Saga werden uralte Mysterien der Macht entschlüsselt und erschütternde Enthüllungen aus der Vergangenheit kommen ans Tageslicht. Der achte Film der „Star Wars“-Reihe vereint erneut alte und neue Helden vor der Kamera.

„Star Wars: Die letzten Jedi“ startet an genau jenem Schauplatz, an dem der vorherige Film endete: auf der zerklüfteten Insel, auf der Rey (Daisy Ridley) Luke Skywalker (Mark Hamill) gefunden hat und ihn bittet die Rebellen im Kampf gegen die First Order zu unterstützen. In Realität handelt es sich hierbei um Skellig Michael vor der südwestlichen Küste Irlands. Mark Hamill sagt über die Insel: „So etwas habe ich noch nie gesehen, es fühlt sich einfach magisch an!“ Die Location Scouts waren so begeistert von der irischen Westküste, dass gleich eine ganze Reihe von Drehorten entlang des Wild Atlantic Way, der sich vom County Cork die Westküste Irlands bis hoch nach Donegal schlängelt, gemeinsam den Planeten Ahch-to darstellen. Alle Infos über die irischen Star-Wars-Drehorte.

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

Star Wars Drehort, Skellig Michael, Irland © Andrea David

In „Star Wars: Die letzten Jedi“ verwandeln sich die Straßen und Gassen von Dubrovnik in einen Teil von Casinoplanet Canto Bight, auf dem Finn (John Boyega) und Rose Tico (Kelly Marie Tran) auf der Suche nach einem Code-Spezialisten landen. Gedreht wurde auf der Hauptstraße Stradun, am Rektorenpalast und in der Pustijerna Straße. Die historische Altstadt von Dubrovnik gelangte bereits durch seine Rolle als Königsmund in „Game of Thrones“ zu filmischer Berühmtheit und wird 2018 in Leonardo DiCaprios Neuauflage von „Robin Hood“ als Filmkulisse zu sehen sein.

Star Wars Drehort, Dubrovnik © Andrea David

Der weiße Planet Crait, der am Ende des Filmes zu sehen ist, wird von der Salar de Uyuni in Bolivien verkörpert. Die riesige Salzwüste wirkt auch in Realität nicht wie von dieser Welt. Den Bergkamm, an dem es zum Kampf zwischen der First Order rund um Kylo Ren (Adam Driver) und den Rebellen um General Leia Organa (Carrie Fisher) kommt, gibt es in Wahrheit nicht, die Wüste wird jedoch von kleinen Kakteeninseln unterbrochen. Um den Kampfszenen der gegenüberstehenden Streitkräfte noch mehr Wucht zu verleihen, haben die Filmemacher die Salzkruste um ein darunter befindliches, blutrotes Kristallgestein digital erweitert.

© 2017 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

Star Wars Drehort, Salar de Uyuni, Bolivien, Dubrovnik © Andrea David

Die Studioaufnahmen entstanden erneut in den Pinewood Studios in England.

 

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DVD & Blu-ray:
The Complete Saga Teil 1-6
Star Wars: Das Erwachen der Macht
Rogue One: A Star Wars Story

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10 Jahre Filmtourismus.de

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Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Filmtourismus-Seite zu starten?

Das wurde ich schon vor zehn Jahren gefragt und oft auch noch heute. Mit einem Satz kann ich das unmöglich beantworten, mit einem kleinen Rückblick aber vielleicht schon:

 

Thema vor Blog

2004 habe ich in München Tourismusmanagement studiert. Mich hat vor allem fasziniert, was für unterschiedliche Motive und Sehnsüchte die Menschen haben, an einen anderen Ort zu reisen. In meiner Abschlussarbeit wollte ich daher - inspiriert durch eine Schottland-Reise sowie dem damaligen „Herr der Ringe“ Hype - den Einfluss von Filmen und Serien auf die Wahl des Reiseziels erforschen. So habe ich im Kino die Leute nach der Vorstellung zu den Filmschauplätzen befragt, hab nach Beispielen recherchiert und viele Filmtouren mitgemacht. Als großer Filmfan bin ich dann schnell selbst auf den Geschmack gekommen, hin und wieder an Filmdrehorte zu reisen.

Zurück an die Drehorte, an denen ich 2005 schon war: „Dawson’s Creek” Steg in North Carolina

Ende 2007 hatte ich schon einige Filmreisen hinter mir, war beispielsweise in North Carolina auf den Spuren von „Dawson’s Creek“, „Dirty Dancing“ und „Nell“ unterwegs gewesen, hab dem französischen Örtchen aus „Chocolat“ einen Besuch abgestattet und auf Ischia nach dem „Talentierten Mr. Ripley“ Ausschau gehalten. Die gesammelten Infos über die Orte wollte ich schließlich auch mit anderen Filmfans teilen. So entstand vor 10 Jahren eine erste kleine Drehort-Datenbank. 2008 sah diese übrigens noch so aus:

Filmtourismus.de in seiner ersten Version 2007 und 2008

Viele Leser freuten sich über die filmische Reiseinspiration, fragten mich nach weiteren Drehorten oder lieferten mir ihre Ideen und Infos. Die Website war sechs Jahre lang mein Hobby bis ich Ende 2013 aufgrund der gestiegenen Zugriffszahlen den Mut hatte, diese auch zu meinem Beruf zu machen. Heute umfasst die Seite fast 500 Artikel über Filmdrehorte. Jeden Monat lassen sich über 120.000 Leser zu eigenen Reisen auf den Spuren von Filmen und Serien inspirieren und gerade in den letzten zwei Jahren berichteten viele Medien über die Website. Neben dem Reiseblog gebe ich seit 2009 auch auf Facebook Reisetipps für Cineasten sowie seit 2014 auf Instagram, wo meine Fotos mittlerweile über 75.000 Filmfans aus der ganzen Welt erreichen. Als Reisebloggerin und Filmtourismus-Expertin schreibe, berate und spreche ich zum Thema.

 

 

Fragen über Fragen

10 Jahre Filmtourismus.de, höchste Zeit Euch 10 weitere, häufig gestellte Fragen zu beantworten:

 

Wie gehst du bei deiner Recherche vor?

Wenn ich Glück habe, bekomme ich Input zu den Drehorten von Tourismusverbänden, Sendern und Filmverleihern, mit denen ich häufig bei der Reiseplanung zusammenarbeite. Wenn es keine öffentlichen Informationen dazu gibt, ist es jedoch richtige Detektivarbeit: Vor jeder Reise die jeweiligen Filme ansehen, Filmstills mit Google Streetview vergleichen, immer wieder die Szenenfotos nach markanten Hinweisen absuchen und vor Ort viele Leute fragen. Netterweise schicken mir auch die Leser hin und wieder Infos zu Drehorten, die sie selbst entdeckt haben oder falls sich zwischenzeitlich etwas geändert hat, zum Beispiel ein Hotel oder Restaurant geschlossen hat. Das hilft mir die Seite aktuell zu halten.

James-Bond-Filmszene in Thailand mit dem Drehort abgleichen…

 

Wie verdienst du dein Geld als Filmtouristin?

Einige Recherchereisen und Setbesuche werden von Tourismusämtern, Reiseveranstaltern, Hotels, TV-Sendern oder Filmverleihern unterstützt, manche finden als Presse- oder Bloggerreise statt. Ist dies der Fall, befindet sich unter dem jeweiligen Reisebericht ein entsprechender Hinweis. Einnahmen erhalte ich über Provisionen für Einkäufe und Buchungen über Partnerlinks auf der Website (Amazon, Get your Guide, Booking) und den Shop, Beratungsaufträge und Vorträge sowie Artikel für andere Websites und Magazine.

Auf Pressereise bei Warner Bros. Studio Tour in London: im Hintergrund Dumbledores Büro

 

Was gefällt dir an den Filmreisen?

Ich mag es, dass ich Orte so aus einem anderen Blickwinkel heraus entdecken kann, manche werden ja erst durch ihre Präsenz in Film bzw. Serie zu Sehenswürdigkeiten oder diese gewinnen damit noch an Bedeutung. Und Gebäude und Landschaften, mit denen man eine vertraute Geschichte verbindet, haben einfach eine besondere Aura, sind sozusagen filmisch aufgeladen. Vor Ort erlebt man ein schönes „Wie-im-Film”-Gefühl, vorausgesetzt man lässt die Illusion auch bewusst zu. Hin und wieder, wenn ich die Filme schon sehr lange kenne, schwingt auch etwas Nostalgie mit.

Zu Besuch bei Michel auf dem Katthult Hof in „Lönneberga”

 

Kam es schon mal vor, dass du einen Drehort nicht besuchen konntest?

Das kommt schon ab und zu mal vor, vor allem, wenn ein Grundstück in Privatbesitz ist oder Sets wegen laufender Dreharbeiten abgesperrt sind. Da ich vor jeder Reise viel Zeit mit Recherchen verbringe, gibt es aber eigentlich selten große Enttäuschungen, außer die Witterungsbedingungen spielen überhaupt nicht mit. Besonders schade ist es natürlich immer, wenn Drehorte abgerissen wurden oder sich keiner mehr darum kümmert.

Bis hierher und nicht weiter! Gesperrte Straße in Island

 

Welchen Film magst du am liebsten?

Immer wenn ich diese Frage höre, schwirren bei mir 1000 Antworten gleichzeitig im Kopf. Aber wenn ich mich festlegen muss: Zurück in die Zukunft! Einer der wenigen Filme, die ich wirklich immer anschauen kann und bei dem ich sofort gute Laune bekomme.

Der DeLorean aus „Zurück in die Zukunft” in den Universal Studios Hollywood

 

Welchen Schauspieler würdest du gerne einmal treffen?

Matt Damon! Er soll unglaublich sympathisch und witzig sein. Gerne auch Bill Nighy, wobei ich bei einem zufälligen Treffen in London kein einziges Wort herausbrachte… Und natürlich Kit „Jon Snow“ Harington!

Kit Harington alias Jon Snow am „Game of Thrones” Drehort in Island

 

Welche sind deine Lieblingsschauspieler?

Mads Mikkelsen und Saoirse Ronan (aber fragt mich bitte nicht, wie man den Namen ausspricht)

Mad Mikkelsen in einer Filmszene aus „Men & Chicken” in den Beelitzer Heilstätten bei Potsdam

 

Welche sind deine bisherigen Lieblingsdrehorte?

Hier meine derzeitige Top Ten in zufälliger Reihenfolge:
Das Kellerman’s Resort aus „Dirty Dancing“
Die „Pferdeflüsterer“ Ranch in Montana
Das Örtchen Juliette aus „Grüne Tomaten“
Das „Shining“ Hotel in Colorado
Westeros in Nordirland
Die “Rambo”-Stadt Hope in Kanada
Die „Walking Dead“ Drehorte in Georgia
Südengland & London
Island im Winter
und immer wieder North Carolina, wo bereits 2005 meine erste große Filmreise hinging

Kitsch pur: Die „Pferdeflüsterer”-Landschaft in Montana

 

Welche Drehorte möchtest du unbedingt noch sehen?

Die griechische Insel aus „Mamma Mia
Die Star Wars Drehorte in Tunesien
Martha’s Vineyard aus „Der weiße Hai“
Mittelerde, also Neuseeland
Den „Jurassic Park“ Drehort auf Hawaii

Ein Traum für Star Wars Fans: Lars Homestead in Tunesien © Star Wars Fans Nürnberg e.V.

 

Nervt das Thema Filmtourismus nach so einer langen Zeit nicht auch mal?

Manchmal wundert es mich selbst, dass ich auch nach 10 Jahren immer noch richtig Bock auf das Thema habe. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass es ja immer wieder neue tolle Filme, geniale Serien sowie spannende Drehorte gibt. Es wird nie langweilig!
Da ich mittlerweile so viel beruflich an Drehorte komme - früher waren es ja fast ausschließlich private Reisen - versuche ich, einen Teil meines Urlaubs auch mal an Orten zu verbringen, die gar nichts damit zu tun haben. Wobei ich dann oft wieder zufällig über Drehorte stolpere…

„Soul Kitchen” Drehort vor der Haustüre: die Astra Stube in Hamburg

 

Lieben Dank an alle Leser, die der Seite schon lange die Treue halten, fleißig kommentieren, konstruktives Feedback geben, eigene Erfahrungen weitergeben und mich mit lieben Nachrichten motivieren, hier noch ein paar Jahre weiterzumachen!! Ihr seid großartig!

Ihr habt weitere Fragen? Dann hinterlasst hier gerne einen Kommentar.

 

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Movie Christmas - Drehorte beliebter Weihnachtsfilme

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Über Weihnachten verreisen? Nein danke, kommt für mich nicht in Frage! Zu Weihnachten gehören für mich ganz bestimmte Rituale und alt vertraute Dinge, die sich teilweise seit meiner Kindheit nicht groß verändert haben: welche Menschen man trifft, wie und wann der Christbaum geschmückt wird, welche Speisen man isst, usw.

Ja, ganz ehrlich: was Weihnachten angeht, bin ich absolut konservativ. Und neben der Musik, die dann rauf und runter läuft, gibt es natürlich auch ein paar Filmklassiker, die ich gerade zu Weihnachten immer herauskrame oder die ohnehin über die Feiertage im Fernsehen laufen.

Hier kommen sechs Weihnachtsklassiker und ihre Schauplätze, an die man sich wunderbar träumen kann und bei denen es sich lohnt, sie nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch einmal in Realität zu besuchen:

 

1. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Welcher Schuh passt denn nu? „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” ist fester Bestandteil im Weihnachts-TV-Programm und hat dadurch längst Kultstatus erreicht. Selbst die Filmmusik reiht sich perfekt zwischen die bekannten Weihnachtssongs und bleibt einem meist als Dauerohrwurm über die Festtage erhalten. Die wichtigsten Drehorte des Märchenfilms sind die Burg Švihov in Tschechien und das Schloss Moritzburg in Sachsen, in dem im Winter Originalrequisiten und Kostüme ausgestellt werden. Weitere Infos

Schloss Moritzburg © Schlösserland Sachsen

Schloss Moritzburg © Schlösserland Sachsen

 

2. Michel aus Lönneberga

Astrid Lindgrens Michel, im Schwedischen eigentlich Emil, darf an Weihnachten natürlich auch nicht fehlen. Wer gerne mal den Originaldrehort von Katthult sehen möchte hat Glück: im südschwedischen Småland in Gibberyd kann man im Sommer immer noch die Filmkulissen sehen, in denen Michel seine Streiche spielte. Da ist das Wohnhaus der Svenssons, der Tischlerschuppen mit den unzähligen Holzmännchen, das Haus von Knecht Albrecht, Speisekammer, Hühnerstall und sogar das Klohäuschen, in das Vater Alfred eingesperrt wird. Weitere Infos

Wohnhaus, Katthult Hof, Gibberyd, Schweden © Andrea David

Wohnhaus, Katthult Hof, Gibberyd, Schweden © Andrea David

 

3. Der kleine Lord

Der Film erinnert etwas an Disney’s Weihnachtsgeschichte, in der ein kaltherziger alter Kauz zur Nächstenliebe erzogen wird. In „Der kleine Lord” übernimmt dies der siebenjährige Cedric, der auf die Nachfolge seines konservativen Großvaters, dem Earl von Dorincourt, vorbereitet werden soll. Das Schloss, in dem Cedric das Herz des Alten erweicht, ist in Wahrheit das Belvoir Castle im englischen Leicestershire. Es diente übrigens auch schon als Sommerresidenz des Papstes in „The Da Vince Code - Sakrileg”. Weitere Infos

Belvoir Castle, Leicestershire, England © Carolyn Mansfield

Belvoir Castle, Leicestershire, England © Carolyn Mansfield

 

4. Tatsächlich… Liebe

Britischer Humor und Romantik machen „Tatsächlich… Liebe” zu einem perfekten Weihnachts-Evergreen. Zehn parallel erzählte Handlungen fügen sich am Heiligabend zu einer großen (Liebes-)Geschichte zusammen. Zentraler Drehort ist das vorweihnachtliche London, wo zum Beispiel das Kaufhaus Selfridges in der Oxford Street Schauplatz des Geschenketrubels wird. Meine Lieblingsszene des Filmes ist die, in der Mark seine stille Liebeserklärung an Juliet auf Karten mit dem Hinweis „Say it’s carol singers” beginnt. Herzzerreißend! Weitere Infos

Selfridges, Oxford Street, London © Andrea David

Selfridges, Oxford Street, London © Andrea David

 

5. Kevin - Allein in New York

Der Film „Kevin - Allein in New York” schafft es alljährlich ins Feiertagsprogramm von Sat 1. Wie schon im ersten Teil „Kevin - Allein zu Haus” verpasst Kevin auch in der Fortsetzung den Weihnachtsurlaub der restlichen Familie MacAllister und darf sich dieses Mal mit altbekannten Gaunern in New York rumschlagen. Von seinen Strapazen erholt er sich im Plaza Hotel an der südöstlichen Ecke des Central Parks. Das Luxushotel gehört zu den beliebtesten Drehorten überhaupt. Entsprechend der Lage und Geschichte des Hauses sind die Preise der Appartements recht hoch, aber auch ein Blick von außen lohnt sich schon. Weitere Infos

Plaza Hotel, New York © Andrea David

Plaza Hotel, New York © Andrea David

 

6. Liebe braucht keine Ferien

In „Liebe braucht keine Ferien” beschließen Amanda und Iris über die Weihnachtsferien einen Häusertausch, um ihren Liebeskummer besser verarbeiten zu können. Während Iris in Los Angeles zu längst überfälligen Erkenntnissen gelangt, findet Amanda in Shere im südenglischen Surrey unerwartet eine neue Liebe. Das süße Örtchen diente auch schon für andere Filme als Kulisse. Wer dort ist, sollte auf jeden Fall dem Pub The White Horse sowie der St. James Kirche, beides Filmdrehorte, einen Besuch abstatten. Weitere Infos

Kirche St. James, Shere, England © Andrea David

Kirche St. James, Shere, England © Andrea David

 

Welche Filme gehören für Dich zu Weihnachten? Lass es mich gerne in den Kommentaren unten wissen. Die Liste wird nach und nach erweitert.

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Das Filmtourismus-Weihnachtsgeschenk 2017

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Zu Weihnachten gibt es wie schon in den vergangenen Jahren wieder ein ganz besonderes Filmtourismus-Paket mit vielen Mitbringseln meiner diesjährigen Reisen und vielen anderen kleinen Präsenten für Filmfans und Setjetter:

 

 

In das Filmtourismus-Paket wandern in diesem Jahr folgende Geschenke:

 

So kannst Du beim Gewinnspiel mitmachen:

Zur Teilnahme einfach bis zum 20. Dezember 2017, 9 Uhr, eine E-Mail mit der vollständigen Postadresse und Betreff „Weihnachtsgeschenk” sowie Deinem Kinohighlight des Jahres 2017 an
kontakt@filmtourismus.de senden.

Der Gewinner wird umgehend benachrichtigt und erhält das Paket rechtzeitig zu Weihnachten.

Viel Glück!

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Deadpool

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Der Marvel-Actionfilm „Deadpool“ von Tim Miller kann als Persiflage auf sämtliche Superheldenfilme der Reihe verstanden werden. Darin möchte sich Ex-Elitesoldat Wade Wilson, der durch seine durch Schmerz erlangten Superkräfte zwar vom Krebs geheilt, jedoch auch total entstellt wurde, an Ajax (Ed Skrein), dem skrupellosen Leiter des Versuchslabors rächen und ihn zwingen, ihm sein altes Aussehen zurückzugeben. Unterstützung bekommt er von zwei X-Men, Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand).

Der Film spielt zwar in einer namenlosen Stadt, jedoch nimmt Vancouver eindeutig den größten Anteil als Drehort ein. Für die Deadpool-Dreharbeiten wurde für zwei Wochen jeden Vormittag das Georgia Street Viaduct gesperrt. Dort wurde Deadpools unsanfte Begegnung mit den X-Men und darum entstandene Verkehrschaos gedreht.

Fußweg auf dem Georgia Street Viaduct, Vancouver © Andrea David

„Deadpool” Drehort, Georgia Street Viaduct, Vancouver © Andrea David / Fox

Zu den weiteren Deadpool-Drehorten in Vancouver gehören Chinatown, die Arch Alley, der Leeside Tunnel Skatepark, die Agrodome Arena, die Patullo Bridge und das Cobalt Hotel in der Rolle des Strip-Clubs. Als Set für Ajax‘ Versuchslabor diente das alte Eisenwerk Terminal City Iron Works, die Verbindungstunnel dahin befinden sich jedoch in Wahrheit im verlassenen Riverview Hospital, das als meistgenutzte Filmlocation Kanadas gilt. Übrigens stammt Hauptdarsteller Ryan Reynolds, der im Film in die Rolle von Wade Wilson schlüpft, auch aus Vancouver.

Riverview Hospital, Vancouver © Andrea David

Wie schon in der X-Men-Reihe ist im Film das Hatley Castle auf Vancouver Island als Professor Xaviers „Schule für begabte junge Menschen“ sehen. In Wahrheit dient das imposante Anwesen als Verwaltungsgebäude einer Universität.

Hatley Castle, Victoria, Vancouver Island © Andrea David

 

2018 kommt die Fortsetzung „Deadpool 2“ in die Kinos. Der Film wurde erneut in und um Vancouver sowie im Hatley Castle gedreht.

 

DVD & Blu-ray: „Deadpool” bei Amazon bestellen

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Vancouver Island - Von Wölfen, Walen & Superhelden

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Jahresrückblick einer Filmtouristin 2017

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Wenn ich 2017 in einem Satz zusammenfassen müsste, wäre es dieser: Alles ist möglich! Denn es war ein Jahr voller Überraschungen. Sowohl auf Reisen, aber auch hinter den Kulissen von Filmtourismus.de ist viel passiert, manches geplant, mehr davon hat mich jedoch selbst überrumpelt. Wie schon 2015 und 2016, gibt es daher auch dieses Jahr einen kleinen Rückblick auf einige Highlights meines selbst kreierten Berufs der Filmtouristin:

 

Einmal um die Welt

Obwohl ich dieses Jahr wirklich viel herumgekommen bin, um die Welt habe ich es nicht geschafft… dafür jedoch meine Drehort-Bilder! Ich weiß immer noch nicht genau, was der exakte Auslöser war - einige „Game of Thrones“ Fanseiten haben meine Bilder geteilt - jedenfalls bekam ich plötzlich etliche Interviewanfragen aus dem Ausland. Ein Radiosender aus Uruguay, eine Tageszeitung in Brasilien, Onlineportale aus Dänemark, UK, Spanien, Kroatien, Tschechien, USA, Russland, Korea, Japan, Indien & Australien berichteten schließlich über meine Fotos auf Instagram, die Followerzahl wuchs innerhalb weniger Wochen auf über 75.000 und unzählige nette Nachrichten von Filmfans aus aller Welt erreichten mich. Völlig verrückt! So hatte ich auch am Schreibtisch öfter mal Gänsehaut.

 

In Winterkluft im Playboy

Und auch die deutschen Medien interessierten sich im vergangenen Jahr stark für meine Filmreisen, meine Erlebnisse und Erfahrungen als Drehort-Expertin. So landete ich unter anderem in der Sendung Das!, der Wirtschaftswoche, der Apotheken Umschau, der Stuttgarter Zeitung, auf Bild und Spiegel online und ja sogar im Playboy! Die Hüllen musste ich dafür jedoch nicht fallen lassen. :-)

 

Hinter den Kulissen

Etwas worüber ich mich ebenfalls riesig freue, ist, dass die Zugriffe auf Filmtourismus.de weiter deutlich gestiegen sind: über 1,2 Millionen Menschen haben sich 2017 auf der Seite über Drehorte informiert! Völliger Wahnsinn. Zu feiern gab es außerdem 10 Jahre Filmtourismus.de. Neben Blog und Newsletter gibt es seit diesem Jahr auch eine Facebook-Gruppe für Filmtouristen sowie einen neuen Shop mit Filmreisen. Aufgrund der unverhofften internationalen Bekanntheit wird es zudem bald einige ausgewählten Beiträge auf Englisch geben. Weitere Ideen warten noch auf ihre Umsetzung, lass Dich überraschen.

 

Unterwegs im Filmland Deutschland

Noch mehr als in den letzten Jahren habe ich 2017 genutzt, mich auch ab und zu in heimischen Gefilden auf Drehorttour zu begeben. Zusammen mit dem NDR war ich an einigen Drehorten in Hamburg unterwegs. Mein Co Autor Matze Gebauer lud mich auf eine filmische Tour (7 Stunden!) durch die verlassenen Beelitz Heilstätten bei Potsdam ein. Im Kloster Eberbach machte ich mich nach 13 Jahren nochmal auf die Spuren von „Der Name der Rose“, im Harz durfte ich in George Clooneys Bettchen schlafen und auf der Filmburg Querfurt sogar ganz alleine übernachten. In Lüneburg und Goslar habe ich jeweils einen Filmtourismus-Workshop gegeben und an der Uni Mainz vor einigen interessierten Geografie-Studenten über das Phänomen Filmtourismus gesprochen.

 

Auf den Spuren der Jedis und Zombies, Rambo und Jon Snow

Zu meinen Reise-Highlights im Ausland gehörten mein nostalgischer Besuch in der „Rambo“-Stadt Hope, die „Walking Dead“-Drehorte in Georgia, das „echte“ Kellerman’s Resort aus „Dirty Dancing“, der „Grüne Tomaten“-Schauplatz Juliette, Island im Winter (mit Polarlichtern!), die weltentrückten „Star Wars“-Drehorte an Irlands rauer Küste und eine magische Wolfssichtung am „Twilight“-Strand auf Vancouver Island. Außerdem ging es zurück an den Ort, an den 2005 meine erste große Filmreise ging und der mich ernsthaft über das Thema Auswandern nachdenken lässt: North Carolina. Auch 2018 geht es wieder über den großen Teich zu einigen alten Hasen des Drehortgeschäfts.

 

Auf Leinwand und Bildschirm

Meine persönlichen Kino-Highlights 2017, in etwa dieser Reihenfolge, waren:

1) La La Land
2) Terminator 2 (restauriert und in 3D)
3) Manchester by the Sea
4) Blade Runner 2049
5) A Cure for Wellness
6) Baby Driver
7) Star Wars: Die letzten Jedi
8) Fast & Furious 8
9) Grießnockerlaffäre (der Film wurde sogar in Hamburg gezeigt und ich durfte Hauptdarsteller Sebastian Bezzel interviewen)
10) Meine Cousine Rachel

(Mein Kino-Flop war übrigens eindeutig „Baywatch“!)

 

Viele Abendstunden haben bei mir 2017 vor allem diese Serien gefressen:
Game of Thrones, Westworld, Trapped, Poldark, House of Cards, die alten Folgen von Gilmore Girls, The Walking Dead, Goliath, Homeland, Stranger Things, Babylon Berlin und Dark (zu den letzten dreien folgen schon bald genaue Drehortinfos!)

 

Wenn Du tatsächlich bis hierher gelesen hast (ich weiß, Rückblicke sind für andere Menschen nicht unbedingt sonderlich spannend), wünsche ich Dir jetzt einen großartigen Start ins neue Jahr! Ich freue mich riesig, wenn Du auch 2018 wieder mit auf die Reise kommst.

Und immer daran denken: Alles ist möglich!

 

Jahresrückblick einer Filmtouristin 2016
Jahresrückblick einer Filmtouristin 2015
10 Jahre Filmtourismus.de

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Mauritius und „Die Inselärztin”

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Produzent Wolfgang Rademann (1934-2016) ließ am 22. November 1981 „Das Traumschiff” vom Stapel laufen. Seither hat der ZDF-Quotendampfer fast 80 Ziele in aller Welt angesteuert und verliert auch im 37. Jahr seines Bestehens nicht an Fahrt. Für die ARD konzipierte Produzent Karl Spiehs im Jahr 2003 das „Das Traumhotel”, quasi „Das Traumschiff” ohne Schiff. Christian Kohlund spielte darin den Geschäftsführer der fiktiven Siethoff-Hotelgruppe und besuchte real existierende Luxushotels und Resorts. Die Quoten stimmten, doch 2014 verkündete die ARD das Ende dieser Reihe, da sie dramaturgisch erschöpft war.

Viele Produzenten folgten dem Aufruf, neue Konzepte für den vakanten „Traumhotel”-Sendeplatz am Freitagabend einzureichen. Am Ende setzten sich die Produzenten Thomas Hroch und Gerald Podgornig von der Tivoli Film durch, die in Kooperation mit Two Oceans Productions „Die Inselärztin” entwickelten. Gedreht wurde im Mai und Juni 2017 mitten im Indischen Ozean, auf der Urlaubsinsel Mauritius, die auch schon im Zentrum zweier „Traumschiff”-Folgen (1995 und 2014) sowie einer „Traumhotel”-Folge (2004) stand. Regisseur Peter Stauch und Kameramann Florian Schilling drehten die ersten beiden Folgen der „Inselärztin”, vorwiegend in Resorts der mauritischen Beachcomber-Gruppe sowie in der Inselhauptstadt Port Louis.

Szene aus „Die Inselärztin - Neustart auf Mauritius” © ARD Degeto/Tivoli Film/Diensen Pamben

Zentraler Drehort der „Inselärztin“ ist das Beachcomber-Resort Dinarobin. Die Fünf-Sterne-Anlage auf der Halbinsel Le Morne wurde zur Jahrtausendwende gebaut und 2009 renoviert. Sie ist mit dem Schwesterhotel Paradis verbunden und dadurch so weitläufig , dass selbst Aktivurlauber gern den Fahrdienst mit Elektrocarts nutzen. Filmtourismus.de besuchte im Juni 2017 die Dreharbeiten im Resort und sprach mit den Hauptdarstellern und Machern der neuen Reihe sowie der Marketing-Direktorin des Hotels:

 

Interview mit Produzent Thomas Hroch (Tivoli Film)

Welche Emotionen soll der Name Mauritius bei den Zuschauern wecken?

Thomas Hroch: Mauritius hat einen sehr wohlklingenden Namen, speziell im deutschsprachigen Raum. Anders als viele Reiseziele in Afrika und Asien ist die Insel eher ein hochpreisiges Land mit einer enormen Dichte an Fünf-Sterne-Hotels. Wer hier Urlaub machen will, muss vielleicht ein bisschen länger darauf sparen. Aber wir bringen ihm diese Traumlocation mitten im Winter ins Wohnzimmer.

Die Regierung von Mauritius lockt internationale Produktionsfirmen inzwischen mit Förderprogrammen. Inwieweit profitieren Sie bei der „Inselärztin” davon?

Thomas Hroch: Mauritius erstattet uns von jedem Euro oder jeder Rupie, die wir auf der Insel für Gehälter, Komparsen, Verpflegung oder Steuern ausgeben, gut ein Drittel. Ohne diese Förderung könnten wir uns die Dreharbeiten auf Mauritius nicht leisten. Die ARD gibt uns ein bestimmtes Budget für den Sendeplatz am Freitagabend. Damit müssen wir zweimal 90 Minuten produzieren. Ohne die Förderung wäre das nicht möglich. Uns entstehen Reise- und Transportkosten. Wir haben zwei Container, voll mit Equipment, von Wien nach Hamburg und dann per Schiff nach Mauritius gebracht. Auch Flugkosten für unser Team und die Schauspieler schlagen zu Buche.

Setzen Sie auch Arbeitskräfte aus Mauritius ein?

Thomas Hroch: Wir haben den größten Teil des Teams aus Deutschland und Österreich mitgebracht oder aus Südafrika geholt. Aber wir haben auch 20 Mitarbeiter aus Mauritius, vor allem Fahrer und Beleuchtungshelfer. Inzwischen gibt es auf der Insel eine indische Beleuchtungsfirma, aber die wurde erst einen Monat vor unserem Drehbeginn eröffnet. Film ist ja immer „Learning by Doing”. Wir versuchen, den Mitarbeitern aus Mauritius durch die tägliche Praxis etwas beizubringen. Es gibt aber auch Bestrebungen, dass wir professionelle Filmemacher aus Südafrika herbringen, um die einheimischen Mitarbeiter in der drehfreien Zeit weiterzubilden. Wir wollen ja wiederkommen, denn „Die Inselärztin” ist als Reihe geplant.

Hauptdarsteller in „Die Inselärztin” © ARD Degeto/Tivoli Film/Alexander Schumann

Sie wohnen und drehen über Wochen in Resorts der Hotelgruppe Beachcomber. Was können Sie den Hotels im Gegenzug bieten?

Thomas Hroch: Bieten können wir nur, dass wir das Hotel als Location nutzen und auf dem Bildschirm zeigen. Durch die strengen Product-Placement-Bestimmungen ist die Namensnennung im Fernsehen verboten. Das geht soweit, dass wir neben den Schriftzügen auch alle Logos von Beachcomber oder Dinarobin entfernen müssen. Die Beachcomber-Hotelgruppe weiß aber, dass eine Filmreihe in der Primetime der ARD trotzdem eine gute Promotionmöglichkeit ist. Auch wenn der Name nicht genannt wird, erkennen viele Zuschauer die Anlage durch den markanten Berg im Hintergrund wieder. Andere finden den Namen heraus, wenn sie sich im Internet informieren oder bei der ARD anrufen.

Was bedeuten Dreharbeiten für die Betreiber und die zahlenden Gäste eines Hotels?

Thomas Hroch: Dreharbeiten sind natürlich immer mit leichten Einschränkungen für die Hotelgäste verbunden. Damit gehen wir im Vorfeld auch ehrlich um. Es bringt nichts, wenn wir den Hotels vorlügen, dass wir mit zehn Leuten und zwei Lampen kommen. Wir sind hier 65 Leute, die viel Equipment brauchen und manchmal einen kleinen Teil der Anlage absperren müssen. Ich habe Verständnis dafür, wenn einige Hotels sagen, dass sie das ihren Gästen nicht zumuten wollen. Mit der Beachcomber-Kette haben wir immer gute Erfahrungen gemacht – die Kette aber auch mit uns. Speziell das Dinarobin wird stark von deutschsprachigen Gästen gebucht. Die finden es toll, wenn sie im Frühstückssaal auf Dennenesch Zoudé oder Sonja Kirchberger treffen. Wir bieten den Gästen auch an, bei uns mitzuspielen. Sie können sich als Komparsen melden, bekommen dafür Geld und sehen sich später im Fernsehen.

Der Mount du Rempart gilt als das Matterhorn von Mauritius. © Michael Scholten

Welche Rolle spielen Mauritius und die 1,2 Millionen Mauritianer in den Filmen?

Thomas Hroch: Eine relativ große Rolle. In früheren ARD-Filmen wurden die exotischen Locations eher kitschig dargestellt. Wir haben aber das Ziel, das Leben auf Mauritius authentisch zu zeigen. Deshalb erzählen wir auch die Geschichten von einheimischen Hotelangestellten und deren Familien. Die medizinische Versorgung auf Mauritius ist vergleichsweise gut. Aber man muss sie sich leisten können und man muss irgendwie zum Arzt kommen, weil die Ärzte keine Hausbesuche machen. Das macht die medizinische Versorgung in manchen Teilen der Insel dann doch wieder schwierig. In den ersten beiden Folgen konzentrieren wir uns vor allem darauf, die Hauptfiguren und Spielorte einzuführen. In den nächsten Folgen wird die Inselärztin verstärkt außerhalb der Hotelanlage und der Inselklinik zu sehen sein.

Sie haben auch in der Hauptstadt Port Louis gedreht. Inwieweit hat sich die Arbeit dort von den Dreharbeiten in der Hotelanlage unterschieden?

Thomas Hroch: Wir haben unsere 41 Drehtage für die beiden Folgen logistisch so aufgeteilt, dass wir vier Wochen in der Hotelanlage und zwei weitere Wochen im Umfeld gefilmt haben und für die letzten zwei Wochen nach Port Louis gegangen sind. Dort haben wir uns auf zwei kleinere Hotels verteilt und Märkte, Straßenszenen und die Inselklinik gedreht. Wir haben ein privates Krankenhaus gefunden. Es gibt in Port Louis auch moderne Krankenhäuser, aber die Clinic Du Nord hat die für uns richtige Patina. Port Louis ist ohnehin eine sehr spannende Stadt. Da gibt es samstags ein großes Pferderennen, das unser Kameramann gern mal in einer Folge einbauen würde. Ohnehin gibt es viele tolle Locations. Ich denke, wir können mehrere Jahre auf Mauritius drehen, ohne dass sich die Drehorte wiederholen.

Port Louis, die Hauptstadt von Mauritius, hat 170.000 Einwohner. © Michael Scholten

Allein die Beachcomber-Kette richtet jährlich 870 Hochzeiten pro Jahr aus. Wird auch in der „Inselärztin” geheiratet?

Thomas Hroch: In den ersten zehn Tagen, die ich hier war, habe ich schon acht Hochzeiten miterlebt. Im „Traumhotel” wurde auf Mauritius geheiratet, aber wir haben das bisher noch nicht eingeplant. Obwohl es keine schlechte Idee ist, dass die Braut bei der Hochzeit umfällt und von unserer Ärztin gerettet werden muss.

 

Interview mit Anja Knauer, Inselärztin Dr. Filipa Wagner



Welche Rolle spielen Mauritius und seine Einwohner in der Fernsehreihe?

Anja Knauer: Ich denke, man erfährt viel über das Land und die Leute. Das ist ja auch sehr spannend, weil es auf Mauritius so viele unterschiedliche Kulturen, Ethnien und Religionen gibt, die auf relativ engem Raum zusammenleben. Das bekommen wir auch bei der Arbeit mit. Die Komparsen und Teammitglieder egal ob Hindus oder Muslime, Farbige oder Weiße, hatten große Lust, sich mit uns über ihre Insel auszutauschen. Man sieht in allen Städten und Orten verschiedene Tempel, Kirchen und Moscheen. Auch die Restaurants spiegeln die kulturelle Vielfalt der Insel wider. Mir gefällt, dass es bei der „Inselärztin” nicht nur um eine deutsche Medizinerin im Fünf-Sterne-Hotel und die Touristen geht, sondern dass wir vor allen Dingen hinter die Kulissen des Hotels und in das Leben der einheimischen Angestellten schauen.

Szene aus „Die Inselärztin - Neustart auf Mauritius” © ARD Degeto/Tivoli Film/Alexander Schumann

Sind Sie auch privat in Fünf-Sterne-Hotels anzutreffen?



Anja Knauer: (lacht) Privat bin ich eher mit dem Rucksack und abseits des organisierten Tourismus unterwegs. Aber Mauritius ist ja nicht nur in den Fünf-Sterne-Hotelanlagen wunderschön, sondern fast überall. Das Gute an unseren Filmen ist, dass sie die beiden Parallelwelten zeigen, die Mauritius auch für Filipa so interessant machen. Auf der einen Seite behandelt sie Hotelgäste, die sich vielleicht nur einen Fingernagel eingerissen haben, auf der anderen Seite wird sie außerhalb der Hotelmauern mit ernsthaften Problemen der Inselbewohner konfrontiert. Einmal geht es zum Beispiel um einen Jungen, der dringend eine spezielle Dialyse braucht, damit er älter als 18 Jahre werden kann.

Sind Sie schon einmal an einen Ort gereist, weil sie ihn im Kino oder Fernsehen gesehen haben?

Anja Knauer: Nein. Aber ich ich war schon an Orten, an denen bekannte Filme gedreht wurden. Zum Beispiel „The Beach” in Thailand oder „Indochina” in der Halong Bucht in Vietnam. In Mexico City war ich auf dem Platz, über den James Bond in „Spectre“ lief.

 

Interview mit Helmut Zierl, Hoteldirektor Kulovits in „Die Inselärztin”

Kennen Sie Mauritius schon von anderen Dreharbeiten?

Helmut Zierl: Ja, ich habe hier vor 32 Jahren eine Folge von „Das Traumschiff” gedreht. Überhaupt hatte ich das große Glück, in meinen 42 Berufsjahren in vielen exotischen Ländern arbeiten zu dürfen. Mauritius ist wirklich spektakulär.

Szene aus „Die Inselärztin - Neustart auf Mauritius” © ARD Degeto/Tivoli Film

Wie wirkt sich diese Umgebung auf die Arbeitsmoral aus?

Helmut Zierl: Ich glaube, jeder im Team ist glücklich, hier sein zu können. Wir sind auf einer exotischen Insel im Indischen Ozean. Natürlich hat man manchmal mit den Temperaturen zu kämpfen. Ich muss, rollenbedingt, als Hoteldirektor ausschließlich mit Anzug und Krawatte rumlaufen und schwitze dermaßen, dass ich fast stündlich das Hemd wechseln muss. Aber sobald man sich ins Gedächtnis ruft, wie nasskalt das Wetter parallel zu Hause ist, arbeitet man doch lieber auf Mauritius. Bei den „Traumschiff“- Dreharbeiten war es immer so, dass ich froh war, wenn wir im Hafen ankamen und ich mit dem Taxi oder dem Jeep in die Pampa fahren konnte. Die Länder, die ich mit dem „Traumschiff” ansteuern durfte, waren für mich immer faszinierender als das Schiff.

Kann eine Fernsehreihe wie „Die Inselärztin” die Zuschauer nach Mauritius locken?

Helmut Zierl: Die Geschichte, die erzählt wird, ist gut. Hinzu kommen die tollen Bilder. Die Zuschauer werden bestimmt sagen: Da will ich hin! Wolfgang Rademann hat in den 80er Jahren mit seinen Filmen, die meist in exotischen Ländern spielten, einen Tourismusboom ausgelöst. Und das galt nicht nur für die älteren Zuschauer. Das ist ein Klischee. Auch viele junge Menschen haben sich durch die Filme bei der Wahl des nächsten Urlaubsortes beeinflussen lassen.

 

Interview mit Elisabeth Sulzenbacher, Marketing-Direktorin der Beachcomber-Hotels

Beachcomber ist die älteste Hotelgruppe auf Mauritius. Wie oft haben Sie bereits mit Filmteams gearbeitet?

Elisabeth Sulzenbacher: Wir hatten schon viele Produktionen bei uns, darunter „Das Traumschiff” und „Das Traumhotel”, aber auch mehere Werbespots, zum Beispiel mit Jogi Löw. Auch französische Produktionsfirmen nutzen unsere Anlagen.

Was bieten Sie den Filmemachern?

Elisabeth Sulzenbacher: Zum einen unsere Hilfsbereitschaft. Wir bringen die Teams unter, im Fall der „Inselärztin“ sind das 45 Zimmer und Suiten, verpflegen die Teams für eine Pauschale, stellen einen Teil unseres Personals und unserer Fahrzeuge zur Verfügung. Zum anderen bieten wir unsere Szenerie. Es gibt fast nichts Schöneres als diese Halbinsel, den Strand, den Blick auf den Berg und den Indischen Ozean.

Der Strand der Beachcomber Hotelkette diente als Kulisse für „Die Inselärztin”. © Michael Scholten

Welche Werbewirkung vesprechen Sie sich von der Bildschirmpräsenz?

Elisabeth Sulzenbacher: Das Dinarobin war gerade erst eröffnet worden, als hier 2003 „Das Traumhotel” gedreht wurde. Nach der Ausstrahlung des Films sind die Buchungen exorbitant in die Höhe geschnellt. Mittlerweile kommen circa 50 Prozent der Gäste aus Deutschland. Ich denke, das ist vor allem auf die damalige Ausstrahlung zurückzuführen. Umso leichter fiel es uns jetzt, grünes Licht für „Die Inselärztin” zu geben. Zumal Produzent Thomas Hroch und sein Team immer extrem Rücksicht auf die Gäste und Angestellten des Hotels genommen haben. Leider darf der Name Dinarobin nicht mehr im Film gesagt oder gezeigt werden. Das war beim „Traumhotel” noch anders.

Dürfen Sie Einfluss auf die Drehbücher nehmen?

Elisabeth Sulzenbacher: Bei einer Inselärztin geht es natürlich um Krankheiten oder Verletzungen, aber Mauritius darf nicht als Land der Epidemien oder Gewaltverbrechen dargestellt werden. Das ist es nämlich definitiv nicht. Die Geschichten sind uns wichtig. Man hat zwar an „The Beach” gesehen, dass auch die negative Darstellung einer Insel oder eines Landes die Besucherzahlen enorm steigern kann, aber an dieser Art von Fiktion ist uns nichts gelegen.

Szene aus „Die Inselärztin - Neustart auf Mauritius” © ARD Degeto/Tivoli Film/Alexander Schumann

Haben Sie Produktionsfirmen auch schon mal einen Korb gegeben?

Elisabeth Sulzenbacher: Dieter Bohlen hat mal gefragt, ob nicht ein Teil von „Deutschland sucht den Superstar” bei uns produziert werden könnte. Aber das passt einfach nicht zusammen. Einerseits würden sich unsere Gäste durch die Kandidaten gestört fühlen, andererseits sind die Zuschauer dieser Sendung keine klassischen Mauritius-Reisenden. Ich denke, darunter sind viele Party-People, die bei uns nicht finden, was sie im Urlaub suchen.

Haben die Beachcomber-Hotels eigentlich wirklich eine Inselärztin?

Elisabeth Sulzenbacher: Wir haben eine sogenannte Pharmacy. Dort arbeitet ein pensionierter Arzt in seiner kleinen Apotheke und behandelt die Gäste, wenn sie Schnupfen haben oder sie sich geschnitten haben. In der Nähe gibt es auch einen Arzt, der in 20 Minuten im Hotel sein kann. Dass die Hotelgäste medizinisch betreut werden, ist also keine reine Fiktion des Films.

Konnten Sie auch schon Hollywood-Produktionen nach Mauritius locken?

Elisabeth Sulzenbacher: Ja, gerade dieses Jahr hatten wir ein Team aus Hollywood in unserem Trou aux Biches Hotel. Es wurden Szenen für den Film „Serenity“, mit Anne Hathaway und Matthew McConaughey, in der Nähe unseres Hotels gedreht. Viele Stars aus Europa und den USA machen Urlaub bei uns. Die kommen dann inkongnito und nutzen unser VIP-Programm, um sich in Ruhe zu erholen.

Die Chamarel Wasserfälle auf Mauritius © Michael Scholten

Wann ist die Hauptsaison auf Mauritius? Oder anders gefragt: Wann haben Sie keinen Platz für Filmteams?

Elisabeth Sulzenbacher: Im November und Dezember, obwohl wir für „Das Traumschiff” und seinen damals neuen Kapitän Sascha Hehn auch mal eine Ausnahme gemacht haben. „Die Inselärztin” wurde vor und nach Pfingsten gedreht. Das ist unsere Super-Low-Season und für die Filmemacher dennoch eine angenehme Zeit. Dann ist es nicht so warm wie im mauritianischen Sommer.

 

Ausstrahlung der ersten beiden „Inselärztin”-Folgen im Ersten:

In „Die Inselärztin: Neuanfang auf Mauritius” (Freitag, 19. Januar, um 20.15 Uhr ) begleitet die junge Medizinierin Dr. Filipa Wagner (Anja Knauer), die den Stress der Frankfurter Uniklinik hinter sich lässt und ein neues Leben als Hotelärztin auf Mauritius beginnt. Sonne, Strand und Surfen sowie ein Flirt mit dem Barkeeper Mike (Tyron Ricketts) verheißen ein entspanntes Leben im Paradies. Doch die penible Art des Hoteldirektors Kulovits (Helmut Zierl), die Nachforschungen des Chefarztes der Inselklinik Dr. Daniel Bucher (Tobias Licht) und eine lebensbedrohliche Verletzung des Hotelangestellten Jimmy (Selam Tadese) stellen Flilipa vor erste große Herausforderungen.

In der zweiten Folge, „Die Inselärztin: Notfall im Paradies” (Freitag, 26. Januar, 20.15 Uhr) muss Dr. Wagner herausfinden, warum sich Gäste und Angestellte des Hotels reihenweise mit einer unbekannten Krankheit infizieren.

Das Hotel aus „Die Inselärztin”: Beachcomber-Resort Dinarobin, Mauritius

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Aus dem Nichts

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Filmstart: 23. November 2017

„Aus dem Nichts“ ist ein Thriller über die Liebe einer Frau zu ihrer Familie über den Tod hinaus. Darin spielt Diane Kruger („Troja“, Inglourious Basterds“) die junge Mutter Katja, die bei einem Bombenanschlag ihren Mann Nuri (Numan Acar, „Homeland“) und ihren Sohn Rocco (Rafael Santana) verliert. Die Polizei verhaftet ein Neonazi-Paar, doch die belastenden Beweise sind nicht so eindeutig, wie zunächst gedacht. Für ihre Rolle hat Kruger beim 70. Filmfestival in Cannes die Auszeichnung als Beste Darstellerin erhalten. Regisseur Fatih Akin („Soul Kitchen“) erhielt für den Film 2018 den Golden Globe in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“.

Der Film spielt hauptsächlich in Hamburg. Fatih Akin berichtet über die Drehorte: „Nuris Steuer- und Übersetzungsbüro stellte ich mir ursprünglich auf dem Türken-Kiez in Hamburg-Wilhelmsburg vor. Solch typisch türkisch geprägte Straßen gibt es eigentlich nur noch in Billstedt, in bestimmten Ecken von Hamburg-Horn oder eben in Wilhelmsburg. Doch diese Alternativen gaben visuell zu wenig her, und mein bevorzugter Straßenzug in Wilhelmsburg war während unserer Drehphase von Kanalarbeiten völlig aufgerissen, fiel also für ein halbes Jahr aus. Den Ausweg fand dann mein Location-Scout in Altona in der Hein-Hoyer-Straße, die nördlich von der Reeperbahn abgeht.

„Aus dem Nichts”-Drehort Hein-Hoyer-Straße, Hamburg © Warner Bros Ent.

Er versprach mir einen reibungslosen Dreh, weil er mit allen Ladenbesitzern verhandeln konnte. Als ich einwandte, dass das kein Türken-Kiez sei, meinte er: „Den bauen wir dir!“ Als wir dann den Straßenblock zwischen der Seilerstraße und der Simon-von-Utrecht-Straße nach unseren Vorstellungen als multikulturellen Schmelztiegel ausstatteten, gefiel mir der Drehort immer besser, weil wir ihn erheblich beeinflussen konnten – fast wie ein Studioset: Eine Szene-Kneipe wurde zur Moschee umfunktioniert – kein Problem! In diesem Abschnitt der Straße gibt es auch keine Straßenbäume, sodass das Ambiente wirklich sehr urban wirkt – und eben auch glaubwürdig.

Katja und ihr Mann Nuri sind aus der Stadt weggezogen und haben sich ein Haus im Grünen gekauft. Das habe ich bei vielen Bekannten beobachtet. Wenn sie Kinder bekommen, ziehen sie in die Vororte. Das Haus, in dem Katja und Nuri wohnen, fanden wir in Seevetal am südlichen Stadtrand von Hamburg. Dort sind auch recht große Grundstücke noch bezahlbar. Auch das Hamburger Polizeipräsidium und die Fassaden der Gerichtsgebäude sind authentisch – Dreharbeiten sind dort möglich, wenn man am Sonntag filmt. Die Außenaufnahmen entstanden so vor dem Strafjustizgebäude am Sievekingplatz.

„Aus dem Nichts”-Drehort Strafjustizgebäude, Hamburg © Andrea David / Warner Bros Ent.

Die Hochzeit von Nuri und Katja wurde in Santa Fu, der Justizvollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel, gedreht. Die Szenen im Gerichtssaal wollte ich eigentlich im echten Oberlandesgericht drehen, was an verschiedenen Vorgaben scheiterte. Es musste also ein geeigneter Ersatzschauplatz gefunden werden, und diese Suche war die schwierigste überhaupt: Wir schauten uns sogar Motive in Lüneburg und Bremen an. Schließlich kam mein Ausstatter Tamo Kunz auf die Lösung: In dem Gebäude der Hamburger Finanzbehörde am Gänsemarkt gibt es ein geräumiges Foyer, und dort haben wir unseren Gerichtssaal aufgebaut. Während des Drehs lief der Betrieb in der Behörde normal weiter – die Mitarbeiter nutzten in dieser Zeit einen Nebeneingang. So entstand ein sehr großer und hoher Saal, der genau auf unsere Bedürfnisse abgestimmt wurde.

„Aus dem Nichts”-Drehort Justizvollzugsanstalt, Hamburg © Warner Bros Ent.

Der letzte Teil des Films spielt in Griechenland. Wir fanden alle unsere Drehorte in einem Radius von 30 Kilometern um Athen. Alle Szenen, wie ich sie im Drehbuch konzipiert hatte, fanden wir als Motive eins zu eins an den Stränden um die Hauptstadt. Wir haben sehr gut mit der griechischen Crew zusammengearbeitet – dabei war es unangenehm kalt, weil wir im Dezember drehen mussten. Ich verliebte mich sofort in den kalten Wind und die Wolken, weil sie eigentlich viel besser zu unseren Szenen passten als die ursprünglich geplante heiße Sommeridylle.”

„Aus dem Nichts”-Drehort Griechenland © Warner Bros Ent. / Gordon Timpen

 

Verwandter Artikel: Filmstadt Hamburg - Stars & Drehorte

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Die verlassene Kaserne Krampnitz im Film

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Ein Hollywood-Star ganz ohne Glamour. Die Kaserne Krampnitz, ein Militärgelände am nördlichen Stadtrand von Potsdam, steht seit über 25 Jahren leer. Die maroden Fassaden, verfaulten Dächer und eingestürzten Gebäude auf dem rund 20 Hektar großen Gelände, lassen dieses wie einen apokalyptischen Kriegsschauplatz wirken. Doch genau diese Eigenschaft, neben der Architektur der 30er Jahre und der Möglichkeit der freien, künstlerischen Gestaltung, war bereits für viele Filmschaffende ein guter Grund, ihre Produktionen nach Deutschland zu verlegen. Zahlreiche Filme wurden in den letzten Jahren hier gedreht und lockten unter anderem Quentin Tarantino, George Clooney, Tom Cruise und auch Jackie Chan in die Kaserne. Grund genug, dieses filmtouristische Dorado genauer zu erkunden.

Der historische Hintergrund: In den 1930er Jahren ließ die deutsche Wehrmacht im dörflichen Stadtteil Krampnitz ein Kasernengelände errichten, um dieses als Panzer- und Reitschule zu nutzen. 1945 war der Krieg verloren und die russischen Truppen nutzten die Kaserne als Mannschaftsunterkunft. Als 1989 die Mauer fiel und der Kalte Krieg ein Ende fand, verließen die Russen das Gelände. Da es weder Investoren noch staatliche Gelder für die Sanierung gab, ist das Areal seit 1992 verlassen.

Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Enemy at the Gates” Drehort, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Die erste große Filmproduktion entstand im Jahr 2000, mit dem Kriegsdrama „Duell - Enemy at the Gates”. Der bis heute teuerste europäische Film brachte Hollywood-Größen wie Jud Law, Ron Pearlman und Joseph Fiennes in die Krampnitzer Kaserne, welche im Film das russische Stalingrad darstellt. Zwischen die bereits vorhandenen Gebäude ergänzte der Kulissenbau Häuserfassaden von Kaufhäusern und Kirchen, sowie einen Marktplatz. Etwa die Hälfte der Produktion entstand in der Kaserne. Spuren des Filmes kann man sogar heute noch entdecken. So gibt es in den Offiziershäusern diverse russische Wandmalereien, welche für den Film angebracht wurden. Auch die blutrote Außenfassade des Pförtnerhauses ist kein Zufall, diese wurde auf Wunsch von Regisseur Jean-Jacques Annaud aufgetragen und hält bis heute.

„Enemy at the Gates” Drehort, Pförtnerhaus, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Enemy at the Gates” Drehort, Pförtnerhaus, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Enemy at the Gates” Drehort, Pförtnerhaus, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Bereits 2001 kehrte Hollywood zurück. Für den Zombie-Terror-Film „Resident Evil” suchte Bernd Eichinger eine prunkvolle Villa für die Eröffnungs-Sequenz. Fündig wurde er im ehemaligen Offizierscasino der Kaserne. Lange Flure mit edlem Parkett, die dunkle Holzverkleidung der Wände, prachtvolle Säle mit Deckenmosaiken und Stuck. Das leerstehende Gebäude wurde wohnlich eingerichtet und die betreffende Sequenz in wenigen Tagen abgedreht.

„Resident Evil” Drehort, Raum der Pokale, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Resident Evil” Drehort, Raum der Pokale, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

2003 entschied sich Frank Coraci seinen Film „In 80 Tagen um die Welt” aus Kostengründen nicht in England zu drehen. Berlin bot ihm eine immense Vielfalt an Motiven. Der Gendarmenmarkt wurde zu einer Straße in London, der Witzlebenplatz zum Anwesen von Phileas Fogg (Steve Coogan) und die Innenräume des Krampnitzer Offizierscasinos zur Akademie der Wissenschaft, in der Mr. Fogg und sein Diener Passepartout (Jackie Chan) die Wette um eine Reise um die Erde in 80 Tagen annehmen! Man stattete hierfür den großen Saal mit Säulen, Statuen und Bücherregalen aus. Der Raum der Pokale, ein Hinterzimmer im Offizierscasino, diente als Büro von Lord Kelvin (Jim Broadbent).

Im Spätherbst 2005 witterte das Studio Babelsberg den nächsten großen Auftrag. J. J. Abrams und Tom Cruise wollten Szenen des dritten Teils der „Mission: Impossible”-Reihe in Berlin drehen. Dabei besichtigten sie auch die Krampnitzer Kaserne und entschieden sich, das Plattenbauviertel des Areals für Szenen zu nutzen, die laut Drehbuch in St. Petersburg spielen. Geplante waren eine Verfolgungsjagd, eine Schießerei und am Ende die Sprengung eines kompletten Neubaublocks. Die Vorbereitungen dafür liefen, das Land Brandenburg genehmigte die Sprengung, die Mitarbeiter des Art Department Babelsberg entkernten einen kompletten Block. Leider wurde aber der Filmverlauf noch kurzfristig geändert und die Szenen nie gedreht.

Heizhaus, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Mein Führer” Drehort, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Den nächsten Auftritt hatte die Kaserne schließlich 2006 in Dani Levys Parodie „Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler”. Das Budget des X-Films war dermaßen gering, dass man eine Kulisse der Reichskanzlei und Fassaden vom zertrümmerten Berlin nie und nimmer hätte finanzieren können. In Krampnitz waren alle Schauplätze bereits vorhanden. Man lieh sich von den Bavaria Studios in München ein paar alte Möbel und errichtete im Offizierscasino ein Duplikat der Reichskanzlei. Weil die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen X-Film die Drehgenehmigung verweigerte, um die Würde des Hauses zu wahren, wurden die betreffenden KZ-Szenen vor der alten Wäscherei gedreht. Die groteske Komödie erzählt die Geschichte vom gealterten Adolf Hitler (Helge Schneider), welcher im jüdischen Schauspieler Professor Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe) seinen Mentor findet.

„Mein Führer” Drehort, Pförtnerhaus, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Mein Führer” Drehort, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Mein Führer” Drehort, Wäscherei, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Tom Cruise betrat die Kaserne im Februar 2008 erneut. Bei seiner Recherche zu „Operation Walküre” wollte er den Ort besuchen, an dem Oberst Stauffenberg als junger Soldat ausgebildet wurde. Ende des Jahres kehrte er mit dem Filmteam für eine Szene zurück. Das Offizierscasino wurde zu einem Berliner Lokal der 30er Jahre, in dem General Fellgiebel (Eddie Izzard) eine Unterredung mit Oberst Stauffenberg hat. Als weiterer Drehort des Filmes wurden die nahegelegenen Heilstätten in Beelitz genutzt.

„Operation Walküre” Drehort, Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Der nächste X-Film, der es nach Krampnitz schaffte, war die Romanverfilmung „Effi Briest”, im Januar 2009. Hierfür wurde das eigentlich prunkvolle Casino zum Dachboden eines Strandhauses umdekoriert. Im Dezember desselben Jahres wurde das Offizierscasino ein weiteres Mal für hochkarätigen Hollywood-Besuch geputzt. Quentin Tarantino und seine „Inglourious Basterds” kamen nach Krampnitz. Das Casino diente darin als Landhaus bzw. als Büro von Winston Churchill (Rod Taylor), welcher dort von Lt. Archi Hicox (Michael Fassbender) besucht wird.

Galerie im Offizierscasino, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Danach wurde es ruhig um die Kaserne und der Verfall schritt fort. Mit viel Vorfreude erwartete man 2013 die Dreharbeiten von „The Monuments Men”, doch George Clooney samt Statisten hielten sich gerade mal 2 Tage auf dem Gelände auf. Gedreht wurde eine Szene im Bergviertel, welches bei den Dreharbeiten mit Schnee bedeckt war. In der finalen Fassung des Filmes ist zwar die Szene, aber nicht die Kaserne selbst zu sehen.

„Monuments Men” Drehort, Bergviertel, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Zwischen den großen internationalen Filmen entstanden selbstverständlich auch diverse kleinere deutsche Produktionen in Krampnitz. Darunter zum Beispiel der Film „Free Rainer” mit Moritz Bleibtreu, das ZDF-Dokudrama „Zwei Tage Hoffnung” mit Sebastian Koch und das Musikvideo zu „Labyrinth” der Band Oomph!

Die bisher letzten Filmarbeiten fanden 2014 statt. Regisseure Francis Lawrence kam für den letzten Teil der „Tribute von Panem”-Saga nach Europa. Neben einer Location in Paris, wurde auch Berlin als Drehort genutzt. Während der ehemalige Tempelhofer Flughafen als „District 2” und die U-Bahn-Station „Messe Süd” als Untergrund Verwendung fanden, wurde das Plattenbauviertel in Krampnitz als „Capitol” genutzt. Im Film entgehen Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und ihr Gefolge hier nur knapp einem Flammenwerferanschlag und verstecken sich danach in einem leerstehenden Café. Dieses ist in Wahrheit das ehemalige Magazin der russischen Armee.

„Die Tribute von Panem” Drehort, Plattenbauviertel, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

„Die Tribute von Panem” Drehort, Altes Magazin, Kaserne Krampnitz, Potsdam © Matze Gebauer

Im Herbst 2016 besichtigte das Studio Babelsberg die Kaserne erneut, weil man nach Drehorten für die Serie „Babylon Berlin” suchte. Aufgrund des vorgeschrittenen Vandalismus auf dem Gelände und in den Gebäuden, kam ein Dreh nicht zustande.

Momentan wird die Restaurierung & Neubebauung der gesamten Anlage geplant. In spätestens 10 Jahren sollen die denkmalgeschützten Gebäude saniert sein und mehrere Tausend Menschen im neuen Potsdamer Stadtteil Krampnitz leben.

 

Wichtiger Hinweis: Voraussichtlich ab Herbst 2018 wird es Führungen über das Gelände geben, momentan ist dies leider noch nicht möglich. Die Kasernen-Anlage ist komplett umzäunt und darf nicht betreten werden! Es gibt diverse Gefahrenquellen, wie z.B. tiefe, nicht abgedeckte Schächte und Munitionsreste. Zusätzlich wird das Areal ganztägig von einem Wachschutz kontrolliert. Wir raten daher von einer Erkundung auf eigene Faust strengstens ab.

In Krampnitz gedrehte Filme:
Duell - Enemy at the Gates
Resident Evil
In 80 Tagen um die Welt
Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
Operation Walküre
Inglourious Basterds
The Monuments Men
Free Rainer
Die Tribute von Panem

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